Sarah Schumacher: Minigolf-Weltmeisterin
Sarah Schumacher ist Minigolf-Weltmeisterin und hat in ihrer Karriere auch darüber hinaus schon zahlreiche internationale und nationale Medaillen gesammelt.
Die 24-Jährige stammt aus Tuttlingen, studiert in Stuttgart an der Hochschule der Medien Druckingenieurswesen und spielt in der Minigolf-Bundesliga für den MGC Dormagen-Brechten. Darüber hinaus bietet die engagierte Studentin Teambuilding-Events beim Minigolf an und hält auch Impulsvorträge – unter anderem über die Zeit, als sie nach dem Abitur mit 18 Jahren allein loszog, um in Spanien den Jakobsweg zu beschreiten.
Wir haben uns mit Sarah Schumacher getroffen und eine sehr spannende Persönlichkeit kennengelernt, die wir unseren Lesern hier vorstellen möchten.
Autor:Lara Auchter
Sarah Schumacher in Aktion. Fotos: SPORT.S / privat
Sarah, du bist Minigolf-Weltmeisterin. Hättest du jemals gedacht, dass du es im Sport so weit bringen würdest?
Sarah Schumacher: Als Jugendliche war mein Ziel eigentlich nur, im Minigolf besser zu werden als mein Vater. Er war 1999 Deutscher Meister und spielte für die Nationalmannschaft. Das wollte ich auch erreichen. Es macht mich stolz, dass ich es bis zum Weltmeistertitel geschafft habe, und ich arbeite weiter daran, auf diesen Erfolgen in den nächsten Jahren aufzubauen.
Du spielst nationale und internationale Turniere für die Minigolf-Nationalmannschaft und bist für den MGC Dormagen-Brechten in der Bundesliga aktiv. Wie sieht so ein Wettkampfwochenende aus?
Sarah Schumacher: In der Bundesliga haben wir vier Spieltage. Meist reise ich am Donnerstag schon an und spiele dann von Freitag bis Sonntag. Bei internationalen Wettkämpfen läuft das ähnlich ab, die gehen auch meist mehrere Tage. Unter der Woche trainiere ich eigentlich kaum. Da ich mit meinem Sport auch kein Geld verdiene, versuche ich, die Wochentage für mein Studium zu nutzen. In manchen Monaten sind alle Wochenenden durch Bundesliga, Deutsche Meisterschaften, Trainingslager und internationale Wettkämpfe belegt.
Die Minigolf-Weltmeisterin mit den SPORT.S-Redakteuren Lara Auchter und Ralf Scherlinzky.
Du trainierst teilweise in Stuttgart auf der Uhlandshöhe, veranstaltest aber auch Events und gibst Trainingscamps…
Sarah Schumacher: Ja genau, ich biete Einführungen ins Minigolf, Teambuilding-Events und Impulsvorträge zum Thema Motivation und Durchhaltevermögen an. Für dieses Jahr ist auch ein Minigolf-Sommercamp geplant. Hier auf der Uhlandshöhe konnte ich auch schon unterschiedlichen Gruppen, wie z.B. Schulklassen, Minigolf-Einführungskurse geben.
Wie hat dein sportlicher Werdegang ausgesehen?
Sarah Schumacher: Ich habe mit sechs Jahren begonnen und am Anfang wirklich jedes Turnier verloren. Mit zehn Jahren war ich dann bei meinen ersten deutschen Jugendmeisterschaften und habe dort direkt Platz zwei belegt. Das war eigentlich der Start für meine Karriere. 2014 bin ich zu meinen ersten Jugendweltmeisterschaften gefahren. Ich bin mit zehn anderen nach Finnland gereist, von denen ich niemanden kannte, die alle älter waren als ich und die im Gegensatz zu mir schon einige Erfolge nachzuweisen hatten. Ich habe mich dort aber sehr gut geschlagen, wir wurden mit dem Team Jugendweltmeister und im Einzel war ich unter den Top Ten. In den Jahren darauf folgten weitere Europa- und Weltmeisterschaftstitel im Jugendbereich.
2019 bist du dann vom Jugendbereich zu den Erwachsenen gewechselt…
Sarah Schumacher: Genau, das war ein bedeutsames Jahr für mich. Ich wollte mich nämlich unbedingt direkt für die WM in China qualifizieren, habe das aber leider nicht geschafft. Ich durfte zwar als Funktionärin trotzdem mit, aber dass es sportlich nicht gereicht hat, hat mich damals schon geärgert. Ich habe mich dann dazu entschieden, etwas zu verändern, und habe mein Bundesligateam gewechselt – von der Süd- in die Nordstaffel, wo es mehr Teams gibt, die Konkurrenz und das Niveau hoch ist und man mehr Spielpraxis sammeln kann. Das hat mir enorm in meiner Weiterentwicklung geholfen. Ich gewann die Deutsche Meisterschaft 2022 und qualifizierte mich mit der Mannschaft für den Europacup in Portugal, wo wir die Goldmedaille holten. Außerdem hatte ich mich so auch für die Europameisterschaft 2022 qualifiziert, wo wir ebenfalls die Medaillenränge erreichten. Das Jahr darauf habe ich wegen meines Auslandssemesters in Mexiko eine Minigolf-Pause eingelegt. Jetzt, wo ich wieder zurück bin, bin ich motivierter als jemals zuvor.
Mit welcher Erwartungshaltung gehst du inzwischen in Wettkämpfe rein?
Sarah Schumacher: Für mich steht die Freude am Wettkampf im Vordergrund. Mein Ziel ist es, immer mein Bestes zu geben und mich weiter zu steigern. Klar gelingt das nicht immer, aber ich lerne und wachse an meinen Herausforderungen.
Minigolf ist nicht unbedingt als Wettkampfsport bekannt. Wie sind die Reaktionen in deinem Umfeld darauf, dass du nun Weltmeisterin bist? Wie war es früher in der Schule und unter deinen Freunden?
Sarah Schumacher: Von meinem Umfeld gab es immer Unterstützung, auch weil meine Familie ja selbst Minigolf spielt. In der Schule damals hatte ich das gar nicht groß kommuniziert, da es meist komische Blicke oder Sprüche gab, von wegen Minigolf sei kein Sport und das könne doch jeder. Ich konnte solche Reaktionen als Kind nicht richtig einordnen, habe tatsächlich an meinen Leistungen gezweifelt und geglaubt, dass es wirklich nichts Besonderes sei. Je älter ich wurde, desto besser habe ich das dann aber reflektiert. Seitdem versuche ich auch den Leuten zu zeigen, wie cool Minigolf tatsächlich ist und was man damit alles erreichen kann.
Du finanzierst deinen Sport selbst und wirst nach deinem Studium vermutlich viel Urlaub opfern müssen, um Minigolf weiter auf hohem Niveau spielen zu können. Dazu braucht man verständnisvolle Arbeitgeber. Was kannst du als Sportlerin deinem künftigen Arbeitgeber bieten?
Sarah Schumacher: Wir können sehr gut mit Drucksituationen umgehen und auch gute Leistungen zeigen, wenn es mal stressig wird. Wir legen eine große Disziplin an den Tag, haben Willensstärke und sind sehr zielstrebig. Auch haben Sportlerinnen und Sportler, die schon viel in der Welt unterwegs waren, ein großes Kommunikationsvermögen. Ich war beispielsweise ehrenamtlich beim Deutschen Minigolfsportverband Gleichstellungsbeauftragte und bin dadurch mit vielen Menschen zusammengekommen.
Was waren deine Aufgaben als Gleichstellungsbeauftragte?
Sarah Schumacher: Der Fokus lag hauptsächlich darauf, den Minigolfsport für Mädchen attraktiver zu machen, da es bisher deutlich mehr Jungs gibt, die Minigolf spielen.
Nach deinem Abitur bist du mit 18 Jahren allein mit dem Rucksack durch Spanien gereist. War das für dich eine Selbstfindungsphase?
Sarah Schumacher: Ich hatte schon lange vor, nach dem Abitur zu reisen. Eigentlich war Australien oder die USA angedacht. Das war allerdings relativ teuer und meine Eltern waren damals auch nicht begeistert von der Idee, dass ich so weit weg allein mit dem Rucksack rumlaufe. Als Alternative hatte ich dann den Jakobsweg entdeckt, konnte meine Eltern davon überzeugen und habe es durchgezogen. Ich wollte dabei eigentlich nur herausfinden, was ich aus meinem Leben machen möchte, was ich studieren will, wohin meine Zukunft geht. Ich habe dann aber tatsächlich weit mehr mitgenommen und erfahren, als ich mir je erträumt habe.
Selbstfindung mit 18 Jahren: Sarah Schumacher auf dem Jakobsweg. Foto: privat
Gab es einen konkreten Moment auf der Reise, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Sarah Schumacher: Ja. Ich war eines Abends in einem kleinen Ort bei einem Meditationskurs, und da mussten wir uns überlegen, wofür wir eigentlich dankbar sind. Da habe ich zum ersten Mal den Reichtum des Lebens erfahren und gespürt, wie dankbar ich für alles in meinem Leben bin. Das war ein überwältigender Moment voller Glück und Freude und ich habe wirklich geweint vor Dankbarkeit. Das alles war zu einem Zeitpunkt, als sich in meinem persönlichen Umfeld viel verändert hatte. Durch die Reise, besonders das Wandern ganz allein, habe ich wieder ein richtig positives Lebensgefühl bekommen und gelernt, die Dinge zu schätzen, die ich hier in Deutschland habe. Seither nutze ich jeden Moment so gut es geht.
Welche Message würdest du gerne nach außen tragen?
Sarah Schumacher: Lebt euer Leben und lasst euch von der Angst nicht stoppen. Probiert Neues aus und tut Dinge, die ihr schon immer mal machen wolltet. Nach einigen Erfolgen war ich in ein mentales Loch gefallen und musste einen Weg heraus finden. Da habe ich neue Dinge ausprobiert, neue Denkweisen angenommen und mich der Welt geöffnet. Etwas, was mich mein Sportlerleben wie auch mein Privatleben gelehrt hat, ist, dass Erfolg nicht ohne Misserfolg kommt und man nur besser wird, wenn man über sich hinauswächst und die Hindernisse überquert. Am Ende des Tages geht das Leben weiter, egal ob man gewonnen oder verloren hat.