Im Rückspiel des Viertelfinals der EHF Champions League unterlag die HB Ludwigsburg am Samstagabend gegen die Weltauswahl von Györi Audi ETO KC mit 22:29 (10:13), verpasst damit den erneuten Einzug ins EHF FINAL4, ist aber mit der Königsklassen-Saison keinesfalls unzufrieden.
Trotz der starken Leistung im Hinspiel und der nur knappen 24:25-Niederlage, war man sich auf Seiten der HB Ludwigsburg bewusst, dass auswärts bei Györi Audi ETO KC eine Mammutaufgabe um den Einzug ins EHF FINAL4 wartet. Doch wie schon im Heimspiel agierte die HBL auch in Westungarn am Samstagabend in der ersten Hälfte über weite Strecken auf Augenhöhe und blieb in Schlagdistanz. Auch nachdem das Starensemble des Champions League-Rekordsieger nach dem Seitenwechsel mehrfach seine Weltklasse zeigte und etwas davonzog, arbeiteten sich die Ludwigsburgerinnen zwischenzeitlich wieder heran, mussten sich am Ende aber mit 22:29 geschlagen geben. Damit endet die Ludwigsburger Reise in der Königsklasse in dieser Spielzeit im Viertelfinale. HBL-Sportdirektor Gerit Winnen zieht trotzdem eine positive Bilanz: „Eine erneut äußerst erfolgreiche Champions League-Saison geht heute zu Ende. Wir konnten die Play-Offs in der Todesgruppe souverän erreichen, setzten uns danach gegen das slowenische Aushängeschild Ljubljana durch und erneut ist es nur die Weltauswahl von Györi Audi ETO KC die uns stoppen konnte. Unser Etat liegt jenseits der Top Ten in Europa, trotzdem mischen wir dort seit Jahren aber kräftig mit. Das macht uns stolz. Der Stellenwert welchen Frauenhandball in Deutschland im Vergleich zu Ungarn, Rumänien oder Frankreich innehat, ist jedoch sehr bedrückend.“
Vor 4955 Zuschauern in der lautstarken Audi Arena brachte Jenny Carlson die HBL nach knapp zwei Minuten mit 1:0 in Führung und holte dabei auch direkt die ersten Zwei-Minuten-Zeitstrafe heraus. Keine 60 Sekunden hätte Dione Housheer nach einem Schlag ins Gesicht von Xenia Smits die nächste Zeitstrafe kassieren müssen, die aber ausblieb. So konnte Györs Topwerferin nach über drei Minuten den ersten Treffer der Gastgeberinnen erzielen. Nach fünf Minuten geriet die HBL nach einem verwandelten Siebenmeter von Kristina Jörgensen zum 2:1 erstmals in Rückstand. Auch nach dem Gegentreffer zum 1:3 blieb die HBL dran. Xenia Smits traf zum 2:3, ehe Antje Döll per Siebenmeter am Pfosten scheiterte. Statt 3:3 stand es nach zehn Minuten 4:2, weil Jörgensen auch ihren zweiten Siebenmeter verwandelte. Hatadou Sako, die etwas überraschend anstelle der im Hinspiel starken Sandra Toft im Tor der Gastgeberinnen begann, zeigte bereits in der Anfangsphase ihre ersten Paraden und wehrte im ersten Durchgang 40 Prozent der Würfe ab, sodass Györ nach elf Minuten beim 5:2 erstmals mit drei Toren vorne lag. Weil sich im Positionsspiel der Ludwigsburgerinnen vermehrt Ungenauigkeiten einschlichen, nahm HBL-Cheftrainer Jakob Vestergaard nach 14 Minuten beim Stand von 3:6 seine erste Auszeit. Das zeigte Wirkung. Zunächst erzielte Mareike Thomaier per Siebenmeter das 4:6, ehe Xenia Smits in Überzahl zum 5:6 ins verwaiste Györer Tor traf. In der Folge legte Györ stets auf zwei Tore vor, ehe Ludwigsburg wieder verkürzen konnte. So steigerte sich das Ergebnis auf 9:8 nach 21 Minuten. Doch 120 Sekunden später war Ludwigsburg beim 8:11 wieder mit drei Toren im Hintertreffen. Anschließend entwickelte sich eine intensive Schlussphase der ersten Hälfte mit vielen umkämpften Duellen. Der Abstand blieb dabei konstant bei zwei bis drei Treffern, sodass die HBL mit einem 10:13-Rückstand in die Halbzeit ging.
Im zweiten Durchgang erzielte erneut Carlson das erste Tor, dieses Mal per Siebenmeter zum 11:13. Dann drehte Györ auf und zog mit einem 5:1-Lauf auf 18:13 davon, worauf Vestergaard nach 38 Minuten mit einer Auszeit reagierte. Doch auch das konnte die Gastgeberinnen vorerst nicht aufhalten. Die Deckung von Györ präsentierte sich jetzt agiler und ließ der HBL kaum ein Durchkommen. Beim 13:19 wuchs der Rückstand erstmals auf sechs Treffer an, ehe Kaba Gassama eine knapp fünfminütige Phase ohne Ludwigsburger Treffer beendete. Guro Nestaker verkürzte mit dem 15:19 wieder auf vier Tore. Doch Györ agierte im zweiten Durchgang mit deutlich mehr Zug zum Tor und konnte sich im eigenen Gehäuse weiter auf Sako verlassen, die am Ende eine Fangquote von über 41 Prozent aufwies. Doch die HBL gab nicht auf und nach einem schönen Kreisanspiel von Thomaier auf Gassama waren die Gäste beim 20:23 zwölf Minuten vor dem Ende wieder in Schlagdistanz. Aber just in den Momenten, in denen die Ludwigsburgerinnen noch näher hätten rankommen können, unterliefen zu viele technische Fehler, sodass Györ mit dem 26:21 nach 55 Minuten wieder mit fünf Toren vorne lag. In der Crunchtime stellte der sechsmalige Champions League-Sieger wieder eine richtig stabile Defensive und ließ nur noch zwei Ludwigsburger Treffer zu. Spätestens mit dem 27:21 war das Spiel entschieden (56. Minute), auch wenn Xenia Smits zwei Minuten vor dem Ende nochmal auf 22:27 verkürzen konnte. Nach dem letzten Treffer des Spiels durch Jörgensen, mit neun Treffern beste Werferin des Spiels, unterlag die HBL mit 22:29.
Tore: Bundsen (9 Paraden), Roth – Gassama 4, Smits 4, Thomaier 3/3, Carlson 3/2, Behrend 2, Nestaker 2, Faluvégi 2, Leuchter 1, Kudlacz-Gloc 1/1, Döll, With, Hvenfelt, Mala.
HBL-Cheftrainer Jakob Vestergaard ordnete das Spiel entsprechend ein: „Die erste Hälfte war in Ordnung, aber wir hatten zu viele Fehlwürfe. Das war unser Problem in der gesamten Champions League-Saison. In der zweiten Hälfte hat es Györ sehr schwer für uns gemacht und zu viele Tore erzielt. Heute war nicht das Problem, sondern wir müssen das Heimspiel gewinnen. Wenn du gegen das beste Team der Welt spielst, brauchst du eine absolute Topleistung. Dafür haben wir heute zu viele Fehler gemacht und dadurch ein paar Probleme bekommen. Györ steht aber völlig verdient im FINAL4, wozu wir gratulieren. Die Fans haben hier wieder für eine unglaubliche Atmosphäre gesorgt.“
Nach dem DHB-Pokalsieg und dem Champions League-Aus richtet sich der volle Fokus der Ludwigsburgerinnen jetzt auf den Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Im zweiten Play-off-Viertelfinale tritt der Titelverteidiger am Mittwoch, 30. April bei FRISCH AUF Göppingen an. Anwurf ist um 19 Uhr in der EWS-Arena. Mit einem Sieg wäre der Einzug ins Halbfinale, wo bereits der Thüringer HC wartet, perfekt.
Text: HB Ludwigsburg