Am Ende setzte sich der favorisierte Titelverteidiger im Achtelfinale des DHB-Pokals verdient mit 28:35 (14:18) Toren durch, doch die SG BBM sammelte am Donnerstag mit einer leidenschaftlichen Leistung viele Sympathiepunkte beim Publikum in einer praktisch ausverkauften EgeTrans Arena. Minuten vor dem Ende ging die La-Ola-Welle durch die Arena.

„Wir haben fast 50 Minuten eine Chance gegen den THW Kiel“, der Coach der SG BBM war sichtlich stolz auf sein Team. „Wichtiger noch als der Sieg war heute, wie wir gekämpft und Wille, Temperament und Respekt gezeigt haben.“ Stolz war auch THW-Cheftrainer Filip Jicha auf seine ersatzgeschwächte Mannschaft. „Ich habe einen Riesenrespekt für die Leistung meiner Jungs. In der Formation heute wurde uns alles abverlangt.“

Und die SG BBM hatte einen großen Anteil daran, dass die 4018 Zuschauer ein hochklassiges Pokalspiel sahen. „Es war klar, dass Bietigheim ganz heiß in dieses Spiel geht. Wir haben uns auf dieses K.o.-Spiel vorbereitet wie auf ein Endspiel in der Champions League.“ Jicha spielte auf den Blitzstart der Bietigheimer Handballer an. Nach drei Minuten stand es zunächst 3:0 für die Hausherren nach Toren von zweimal Juan de la Peña und Max Öhler. Doch der THW Kiel hatte das schnell wieder gedreht. Nach zehn Minuten netzte Hendrik Pekeler zur 3:5-Führung ein. Vor allem Kapitän Domagoj Duvnjak war in der Anfangsphase der Antreiber beim Titelverteidiger. Und die Automatismen beginnen zu funktionieren beim aktuellen Tabellenzweiten der Handball-Bundesliga. Hendrik Pekeler trifft viermal vor der Pause vom Kreis, Niklas Landin entschärft im Kieler Tor in der Anfangsviertelstunde einige Bälle. Und Harald Reinkind erhält ein Extralob seines Coaches. Eben noch erkrankt das Bett gehütet, trifft der norwegische Linkshänder mit viel Präzision aus der zweiten Reihe.

Doch der Zweitligist bleibt im Spiel. Die SG BBM hält sich an ihren Matchplan, macht wenige technische Fehler, die der THW im Tempospiel bestrafen könnte. Nach 20 Minuten trifft Jonathan Fischer zum 8:10. Das Kreisspiel der SG BBM hatten die Zebras noch nicht auf dem Schirm. SG BBM-Coach Iker Romero agiert die gesamte Spielzeit über mit einem doppelten Angriff-Abwehr-Wechsel. Nikola Vlahovic und Fabian Wiederstein stabilisieren vornehmlich die Defensive der Schwaben, haben am Ende aber doch ihre Torerfolge auf dem Konto. Die SG BBM geht schließlich mit einem 14:18-Rückstand in die Pause, weil Kiel seine Angriffe mit hoher Effektivität abschließt.

„So ein Spiel kannst du in der Regel nicht von Anfang an kontrollieren, wenn der Gegner so spielt“, sagte Filip Jicha. Denn die Bietigheimer glauben auch noch im zweiten Abschnitt an ihre Chance. Die SG BBM trifft in Überzahl zweimal ins verwaiste Kieler Tor, Dominik Claus verkürzt auf 18:20. Wenig später bietet sich beim Stand von 22:24 sogar mehrmals die Chance zum Anschlusstreffer. „Respekt, das war bis dahin ein Superspiel von der SG“, lobte Robin Haller. Die SG-Legende war neben einigen früheren Mitspielern zur Verabschiedung von Patrik Rentschler gekommen, der verletzungsbedingt seine Karriere beendet. Neben Haller leuchtet die Nummer 4 seit Donnerstag in der Legendenreihe unterm Hallendach der EgeTrans Arena.

Die verpassten Chancen zum Anschluss nutzte Kiel danach eiskalt aus. Der Rekord-Pokalsieger erhöhte auf 22:26 und sorgte 13 Minuten vor dem Schlusspfiff wieder für klare Verhältnisse. Am Ende fiel der Kieler Sieg das eine oder andere Tor zu hoch aus. Wenn Iker Romero die Formation auflöst, damit am Ende alle Spieler zum Einsatz kommen, war es das allemal wert. „In drei Tagen ist unser letztes Ligaspiel beim TV Großwallstadt“, sagt Romero. „Auch wenn wir heute viel gegeben haben, müssen wir dort noch einmal alles investieren.“ Auch der THW Kiel schließt am Montag das Jahr mit einem Heimspiel gegen GWD Minden ab. Filip Jicha hat vor dem Viertelfinale, das gleich nach der WM-Pause gespielt wird, nur einen Wunsch: „Endlich mal ein Heimspiel im Pokal.“

Bericht: Bernhard Gaus (Pressemitteilung der SG BBM Männer)