Der VfL Gummersbach kann sich am Sonntag mit einem 30:32 (14:18)-Sieg beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim beide Punkte sichern. Der Erfolg war verdient für die personell angeschlagenen Oberbergischen Handballer, auch wenn es in der Crunchtime noch ganz schön knapp wurde.
Als Jonathan Fischer 100 Sekunden vor dem Ende zum 29:30-Anschluss einnetzt, steht die EgeTrans Arena Kopf. Am Ende aber sind es die Spieler des letztjährigen Tabellensechsten, die den kühleren Kopf bewahren. Miro Schluroff verwandelt einen von Kentin Mahé perfekt aufgelegten Kempa und ist Sekunden später nach einem Bietigheimer Ballverlust erneut zum 29:32 zur Stelle.
„Am Ende entscheidet ein unglaublich gut gespielter Kempa-Treffer“, nötigt die Endphase auch Iker Romero höchsten Respekt ab. „Aber hey: Wir hatten die Chance, gegen diese Top-Mannschaft in den letzten 30 Sekunden einen Punkt zu holen!“ Auch wenn der Chefcoach ob der letzten ärgerlichen Sekunden das Mobiliar auf der Bietigheimer Wechselbank strapazierte, schnell überwog beim Spanier der Stolz auf die Leistung seiner Mannschaft: „Wir hätten das am Ende ein wenig cleverer spielen können, aber wir haben heute gegen eine super Mannschaft gekämpft und das richtig gut gemacht – Gummersbach aber auch.“
„Ich bin glücklich, dass wir die zwei Punkte holen konnten, denn das war gegen Bietigheim alles andere als selbstverständlich“, ordnet VfL-Chefcoach Gudjon Valur Sigurdsson den Spielgewinn ein.
Über weite Strecken der ersten Hälfte konnte der Aufsteiger die Partie offen gestalten, führte beim 4:3 das letzte Mal in der Partie. Dem VfL unterliefen weniger technische Fehler als dem Aufsteiger, Gummersbach ging folgerichtig in Führung. Dank der Paraden von Daniel Rebmann ließ sich der Aufsteiger jedoch nicht abschütteln. Der 30-jährige Neuzugang war für die Partie gegen seinen Ex-Club in die Startaufstellung gerückt, entschärfte mit einer Quote von über 34 Prozent insgesamt 14 Bälle. Nur gegen die Distanzwürfe von Giorgi Tskhovrebadze war auch Rebmann machtlos, der Georgier traf vor der Pause fünfmal.
Nach dem 12:12 schien der VfL sich noch vor der Pause absetzen zu können, nutzt eine Schwächephase der Hausherren zur 13:18-Führung. Ein probates wie spielerisch schön anzusehendes Mittel, Kempa-Anspiele in den Rücken der aufgerückten Bietigheims Halbverteidigung, spielten die Oberbergischen nicht nur in der finalen Szene immer wieder auf den Punkt.
Aber die Jungs von Iker Romero geben ihre Spiele nicht leichtfertig aus der Hand. Zwei schnelle Tore von Julius Kühn bringen die SG BBM gleich nach der Pause zum 16:18 wieder ins Spiel. Kühn rückt beim Aufsteiger mehr und mehr die ihm zugedachte Rolle des Rückraum-Shooters in den wichtigen Szenen, trifft gegen den VfL insgesamt neunmal.
„Das war genau das schwere und enge Spiel, das wir erwartet hatten“, sagte Gudjon Valur Sigurdsson. Nach den Verletzungsausfällen der letzten Tage – unter anderem fällt Kapitän Julian Köster für mehrere Wochen aus – sieht der VfL-Chefcoach sein Team im zweiten Abschnitt angesichts schwindender Kräfte mehr und mehr im „Überlebensmodus“. „Bertram Obling hat nach seiner Einwechselung super gehalten und uns am Leben gehalten“, so Sigurdsson. Der Isländer zeigt ein glückliches Händchen beim Torwarttausch – genau wie auf der Gegenseite Iker Romero.
Der beim Stand von 24:27 eingewechselte Fredrik Genz kann in der Schlussphase nochmals Akzente setzen. Bietigheim lässt sich nicht abschütteln, beim VfL spielt längst Europameister Kentin Mahé die zentrale Rolle, legt für seine Mannschaftskollegen auf oder netzt die Bälle selbst ein. Der Anschlusstreffer fällt so erst spät.
Bericht: Bernhard Gaus