Der HCOB ist im Drittliga-Schlager gegen Kornwestheim dem Sieg nahe, büßt in der Schlussphase aber seinen Vorsprung ein – nicht jedoch die Tabellenführung
Es war ein Spitzenspiel, das in Punkto Intensität und Dramatik nichts vermissen ließ. Was dem HC Oppenweiler/Backnang fehlte, war das Happy End. Der Tabellenerste trennte sich Unentschieden vom Zweiten SV Salamander Kornwestheim, 29:29. Einhellige Meinung: Ein Punktverlust. Aber ein selbstverursachter, die Gastgeber vergaben unzählige Großchancen. Trotzdem gibt es einen nicht unbedeutenden positiven Aspekt: Die Murrtaler blieben Tabellenführer.
Von Alexander Hornauer
Der Kornwestheimer Trainer Dr. Alexander Schurr meinte nach Anpfiff: „Spitzenspiel stand drauf und Spitzenspiel war drin. Es war eine heiße und leidenschaftliche Partie.“ Sein Trainerkollege Volker Blumenschein vom HCOB sprach von einem „Herzinfarktspiel.“
Beide Mannschaften schenkten sich nichts, agierten mit vollem Einsatz. In der ersten Viertelstunde hatte die Kornwestheimer Mannschaft meistens die Nase vorne. Sie spielten im Angriff gut und nutzte ihre Torgelegenheiten. Der HCOB tat sich etwas schwerer und leistete sich einige Fehlwürfe. Als Timm Buck, nach Verletzungspause nun zumindest bei Siebenmetern wieder im Einsatz, und Daniel Schliedermann kurz hintereinander zwei Gelegenheiten von der Strafwurflinie ausließen, stand es 6:9.
Die Gastgeber fanden dann besser in die Begegnung. Sie ließen das Kornwestheimer Tempospiel kaum zur Entfaltung kommen und formierten sich in der Abwehr immer besser. Im Angriff entwickelten die Murrtaler mehr Druck aus dem Rückraum. Tim Dahlhaus setzte sich mehrfach in Szene und führte sein Team heran. Fünf Minuten vor der Pause war die Partie wieder ausgeglichen, 13:13. Beim Seitenwechsel lagen die Gastgeber sogar vorne: Kreisläufer Alexander Schmid beendete das Siebenmeterdilemma mit einem souveränen Torwurf zum 16:15. Nach den Anlaufschwierigkeiten nun eine gute Ausgangsbasis für den HCOB.
Zu Beginn der zweiten Spielhälfte setzten sich die Murrtaler weiter ab. Sie entwickelten im Angriff nun viel Torgefahr, weil vor allem Tobias Gehrke mit entschlossenen Läufen in die Tiefe immer wieder zum Erfolg kam. Auch das Kreisläuferspiel funktionierte gut. Jakub Strýc erzielte in dieser Phase zwei Treffer. Der HCOB zog davon, 21:17 nach 37 Minuten, wenig später waren es nach zwei Konterläufen von Philipp Maurer beim 25:19 sogar sechs Tore Unterschied.
Von Kornwestheim kam in dieser Phase im Angriff wenig. Der HCOB zwang die Gäste mit einer guten Abwehr zu einigen Ballverlusten. Trainer Dr. Alexander Schurr meinte hernach: „In der 45. Minute haben nicht mehr viele auf uns gesetzt.“ Allerdings durfte man sich aus HCOB-Sicht in dieser Phase bereits grämen, dass es „nur“ sechs Tore Differenz waren. Denn die Murrtaler hatten einige Großchancen ausgelassen, unter anderem einen vierten Siebenmeter.
Und so entwickelte sich die Partie in der Schlussphase wieder zum Krimi. Die Murrtaler spielten zwar weiter gute Chancen heraus, doch der zur Pause eingewechselte Kornwestheimer Torwart Niko Henke machte ein sehr gutes Spiel und stand immer öfter einem Erfolgserlebnis im Weg. Trainer Dr. Alexander Schurr würdigte dessen Anteil: „Wir haben es auch in der Schlussphase nicht verteidigt bekommen, hatten aber eine Granate im Tor.“ Die Gäste kamen heran und schöpften neuen Mut.
Sieben Minuten vor dem Ende war der HCOB-Vorsprung auf einen Treffer geschmolzen. Wieder setzte Tobias Gehrke wertvolle Akzente, als er sein Team zweimal mit zwei Toren in Führung warf. Auch Philipp Maurer bewies zweieinhalb Minuten vor dem Ende gute Nerven und stellte auf 29:27. Doch die Chance, wieder auf drei zu stellen, ließen die Gastgeber in den Schlussminuten einige Male ungenutzt. Das rächte sich: Der Kornwestheimer Außenspieler Marco Lantella glich eine gute Minute vor dem Ende der Partie mit seinem sechsten Treffer aus.
Als Torwart Niko Henke den letzten HCOB-Wurf von Ruben Sigle entschärfte, hatten die Gäste mit dem letzten Angriff sogar die Chance zum Sieg. Der in einer Auszeit besprochene Spielzug lief nach einem Fast-Ballverlust von Felix Kazmeier zwar nicht wie geplant, brachte seinen Mitspieler Jan Döll aber unverhofft in eine relativ gute Wurfposition. HCOB-Keeper Jürgen Müller war jedoch rechtzeitig unten und wehrte den Unterarmwurf ab – es blieb beim Remis.
Während Kornwestheim das Unentschieden ausgiebig bejubelte, hielt sich die Begeisterung bei den Hausherren angesichts der vergebenen Führung in Grenzen. Trainer Volker Blumenschein fand trotzdem lobende Worte: „Bis zur 45. Minute hat für uns alles gepasst, wir haben das Spiel im Griff gehabt.“ Die Defizite in der Torausbeute fuchsten ihn aber, denn damit habe man den Gegner zur Aufholjagd eingeladen: „Kornwestheim hatte die Qualität, um zurückzukommen.“ Blieb als Fazit: „Trotzdem bin ich zufrieden. Für uns war es wichtig, vorne zu bleiben.“