Trotz 91:93-Niederlage ist der RIESEN-Trip in die Türkei ein voller Erfolg. Die MHP RIESEN Ludwigsburg sichern sich in der Türkei den direkten Vergleich gegen Galatasaray Istanbul und damit vorzeitig einen Platz im Viertelfinale. Nach wechselhaften 30 Minuten sind die Gelb-Schwarzen im vierten Viertel das bessere Team, können den Rückstand aber, trotz Buzzerbeater-Chance von Jonathan Bähre, nicht mehr aufholen.

Im Rahmen der obligatorischen Kadernominierung zum Spieltag nahm Headcoach Josh King in Istanbul erstmals seit Mitte Februar eine Personalveränderung vor: Davonta Jordan rückte für Yorman Polas Bartolo ins Aufgebot. Der Neuzugang sollte einen soliden und defensiv geprägten Einsatz – 13:22 Minuten, 6 Punkte, 2 Assists, 1 Steal – erleben, in der Anfangsphase aber keine Rolle spielen. Silas Melson rückte für den RIESEN-Kapitän in die Startformation und hatte einen großen Anteil am guten Start. Die Schwaben standen im überraschend leeren Sinan Erdem Dome zunächst in der Verteidigung solide und kamen im Angriff zu guten Würfen. Zur Viertelmitte erarbeiteten sich die erste Führung (17:18, 7. Spielminute) der Partie, doch diese hielt nur exakt 47 Sekunden. Denn Galatasaray kam durch Sadik Kabaca zu Zählbarem, dominierte die Bretter und legte einen 11:0-Lauf aufs Parkett. Istanbul dominierte in dieser Phase und setzte sich ab. Zu allem Überfluss hatte Eddy Edigin bereits drei persönliche Fouls begangen (28:18, 10.).

Dem Offensivdrang der türkischen Gastgeber begegneten Desure Buie, Silas Melson, Jacob Patrick und vor allem Jayvon Graves ab der elften Spielminute auf Augenhöhe. Vor allem Letzterer war einmal mehr überhaupt nicht zu stoppen, punktete und scorte und zeigte sein komplettes Fähigkeiten-Repertoire. Das Problem: Istanbul war als Team deutlich besser, deutlich stärker unter den Brettern und in beinahe allen Match-Ups überlegen. Einige Auszeiten, einige Anpassungen und einige Korberfolge konnten aber zumindest dazu führen, dass das Defizit gleichbleibend blieb (26:24 / 54:42, 20.).

Aus -13 bis zur Tip-In-Chance zur Verlängerung

Einerseits im Hinblick auf die Punkte-Verteilung ähnlich, andererseits im Hinblick auf Physis und Herangehensweise deutlich verändert, bekam die Partie nach dem Seitenwechsel einen anderen Rhythmus. Dieser war allerdings nicht unbedingt den MHP RIESEN zuträglich. Auf beiden Seiten des Parketts und bei beiden Kontrahenten gab es Big-Plays, die kurzzeitig für Aufwind, insgesamt aber für eine Ausgeglichenheit sorgten. Diese war, trotz dessen, dass die Schwaben nun mehr Energie und Entlastung von verschiedenen Akteuren bekamen, trügerisch. Denn neben Edigin hatten nun auch Buie und Jeff Roberson mit erheblichen Foulproblemen zu kämpfen. Der Rückstand war auch nach 30 gespielten Minuten deutlich zweistellig, Sieg und Weiterkommen in deutlicher Ferne (78:65, 30.).

Zur exakt richtigen Zeit, nämlich mit Beginn des vierten Viertels und der beginnenden Crunchtime, waren die King-Schützlinge auf dem Parkett omnipräsent. Sie standen stabiler, erzwangen Ballverluste, die sie in verhältnismäßig einfache Korberfolge und zweite Wurfversuche ummünzten. Punkt um Punkt verringerten sie das Defizit und ließen sich auch von mehreren Seitenlinien-Ansprachen von Yakup Sekizkök nicht stoppen. Sowohl beim Stand von 88:87 als auch beim Stand von 93:91 schien das Spiel gar möglicherweise noch zu kippen. Doch ein persönliches Foulspiel von Buie (38.) und ein vergebener Buzzerbeater von Jonathan Bähre, dessen Wurf vom Ring herunter rollte (40.) sorgten dafür, dass die Ludwigsburger den ursprünglichen Gruppen- und Titel-Favoriten anders als im Hinspiel lediglich ins Wanken und nicht ins Fallen brachten.

Nach Spielschluss ärgerten sich die Ludwigsburger dennoch nur kurzzeitig: Denn die knappe Niederlage ist gleichbedeutend mit dem Gewinn des direkten Vergleiches und der Qualifikation für die nächste Runde. Bei der sechsten Teilnahme an der Basketball Champions League stehen die Schwaben zum vierten Mal in der Klub-Historie in den Playoffs und im Viertelfinale. Den Einzug in die ‚Elite 8‘ können die Schwaben in der kommenden Woche noch zusätzlich garnieren. Im innerdeutschen Duell mit den – aufgrund des parallelen 89:74-Sieges gegen Dijon – ebenfalls qualifizierten Bonnern ist der Gruppensieg im Bereich des Möglichen.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg