Unmittelbar nach dem Gastspiel in Braunschweig am Montag und der Rückkehr nach Ludwigsburg am Dienstag steht für die MHP RIESEN am Mittwoch (02.10.; 20:00 Uhr) der zweite Teil der Drei-Spiele-Woche an. Gegen die ROSTOCK SEAWOLVES möchten die Schwaben ihre Niedersachsen-Leistung vergessen machen, ihre Stärken gewinnbringend einsetzen und den zweiten Saisonsieg einfahren.

Das Wort Entwicklung ist dieser Tage ein geradezu inflationär genutzter Begriff. Menschen, Dinge, Handlungen, die Politik, das Klima, der Sport und noch so vieles mehr: Das Leben ist eine fortlaufende Entwicklung, die gerade im Sport großen Spaß macht. Schließlich streben Mannschaften und Klubs, Trainer und Spieler, Fans und Verantwortliche nach dem größtmöglichen Erfolg, der auf Basis der besten Leistung in der entscheidenden Endphase einer jeden Spielzeit ermöglicht werden soll. Dafür notwendig ist unter anderem ein zielgerichteter und stetig optimierter – Achtung, noch ein Inflationswort – Prozess. Und dahingehend stehen die MHP RIESEN Ludwigsburg nicht nur am Anfang der Saison, sondern auch am Anfang einer Entwicklung, von deren Kurve es nun bereits zwei Extreme gab: Auf ein hohes Hoch gegen München folgte ein tiefes Tief gegen Braunschweig.

Allerdings entwickelt sich gemeinhin ja vor allem das Fehlerhafte weiter und von den in Niedersachsen gemachten Fehlern wird die altersbedingt relativ junge Mannschaft in den kommenden Wochen profitieren – und viele Fehler gab’s allemal. Im Hinblick auf Intensitätslevel, Ballvortrag (20 Turnover), Wurfquoten (28 3P%) und Defensive (91 zugelassene Punkte) blieben die Ludwigsburger hinter dem Erwarteten zurück. Sie lieferten den Braunschweigern zwar ein kämpferisches Duell, waren den Löwen, die ihrerseits einen Sahnetag erwischten, aber nicht gewachsen.

Zielsetzung: Vergessen machen

Im Anschluss an die Rückkehr in die Barockstadt, die am Dienstag zur Mittagszeit und erneut per Zug erfolgte, stand neben der Analyse und Regeneration auch der endgültige Shift der Aufmerksamkeit an. Diese gilt in den nächsten 24 bis 36 Stunden allein den ROSTOCK SEAWOLVES, dem Gegner am Mittwoch.

Die Zielsetzung von Headcoach John Patrick ist entsprechend ebenfalls kurzgefasst: „Wir müssen Braunschweig so schnell wie möglich vergessen und morgen Abend wieder diszipliniert und mit großem Einsatz vor und für unsere Heimfans spielen.“

Soll heißen: Selbstverständlich möchten die Ludwigsburger unbedingt den zweiten Saisonsieg einfahren. Gleichzeitig möchten sie sich – unabhängig vom Ergebnis – in ihren Paradedisziplinen Einsatz, Defensive, Leidenschaft nicht nochmals den sprichwörtlichen Schneid abkaufen lassen. Die Mannschaft möchte eine Reaktion zeigen, gemeinsam mit den Fans wie schon vor anderthalb Wochen in der MHPArena eine unbezwingbare Einheit bilden.

Coach ‚Frans‘ als Mann der Stunde

Neben der Spielplan-Herausforderung, Rostock spielte zuletzt am Samstag, Ludwigsburg erst am Montag, hat es auch der Gegner in sich: Die Mecklenburg-Vorpommern sind eines von noch drei ungeschlagenen Teams in dieser Saison. Zumindest mit Blick auf die easyCredit BBL, sie angemerkt. Denn beim Pflichtspieldebüt von David McCray in Crailsheim wurden die Pokal-Ambitionen der SEAWOLVES in der Jagst versenkt (79:77). Aus dem Aus im zweiten zogen die Rostocker offenkundig die richtigen Schlüsse für den ersten Wettbewerb der Prioritätenliste: Sowohl in Weißenfels (84:87) als auch gegen Göttingen (102:74) gab’s Erfolgserlebnisse. Parallel zum im Sommer kokettierten und nun finalen Abschied von Identifikationsfigur Tyler Nelson (wechselte zum BCL-Teilnehmer Kolossos H Hotels nach Rhodos) ist der personelle Umbruch erst jetzt beendet. Unter der Ägide von Neu-Headcoach und Defensiv-Liebhaber Przemysław Frasunkiewicz (kam von Anwil Włocławek), klickte das neuformierte Team um die Bestandswölfe Robin Amaize und Sid-Marlon Theis sowie die Rollenspieler Till Gloger, Darren Aidenojie, Oshane Drews. Mit Aigars Šķēle (Ostrów Wielkopolski), Bryce Hamilton (Patras), D’Shawn Schwartz (Le Mans), Elias Baggette (Crailsheim) und Dominic Lockhart (Chemnitz) kam eine Vielzahl an Guard-Leistungsträgern, die mit Nijal Pearson (Oradea) am Wochenende vervollständigt wurde. Der US-Amerikaner füllt die durch den Nelson-Wechsel entstandene Lücke. In der MHPArena könnte er sein Debüt geben. Komplettiert wird das Aufgebot durch die Big Men Godwin Omenaka (Nancy) und Philipp Hartwich (Göttingen) – die in der Zone vor allem für defensive Präsenz sorgen.

Der zurückliegende Montag, der Rostocker 102-Punkte-Sieg am Samstag, die bisherige Bilanz von nur einem Sieg aus vier Spielen: Die MHP RIESEN Ludwigsburg gehen aus vielerlei Gründen und mit verstärkter Alarmbereitschaft in den Mittwoch. Mit einem Sieg möchten sie sich selbst der Braunschweig-Erfahrungen ein Stück weit entledigen, teilweise könnten diese Erlebnisse für die kommenden Wochen und Monate ohnehin prägend sein.

Welcher Akteur dem dritten Spieltag seinen Stempel wird aufdrücken können und ob dies erneut Ezra Mañjon, bisheriger RIESEN-Topscorer, sein kann, zeigt sich in der MHPArena. Klar ist, dass die Schwaben neben den eigenen Fans im Rücken auch etwas Heilfleisch benötigen: Kellan Grady musste in der Volkswagen Halle mit einer Handverletzung und einem Cut am Arm vom Parkett vorzeitig das Spielfeld verlassen und genäht werden. Der US-Amerikaner brennt zwar auf einen Einsatz, ob er allerdings auch einsatzfähig ist, entscheidet sich erst zu einem späteren Zeitpunkt. Mit AJ Pacher III, der in den ersten beiden Partien als siebter Import-Akteur aussetzte, hat Patrick allerdings eine, unabhängig von Gradys Gesundheitszustand, weitere Kader-Option in der Hinterhand.

Auf das hohe Hoch und das tiefe Tief soll eine mehr als stabile Mitte folgen … auf die, um die Klammer zu schließen, mit einer entsprechenden und langfristigen Entwicklung neue Höhen erreicht werden sollen.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg