Mit dem Selbstbewusstsein aus zwei aufeinanderfolgenden Erfolgserlebnissen, gleichermaßen aber auch einer unveränderten Siegesnotwendigkeit startet für die MHP RIESEN Ludwigsburg am Donnerstag die Woche der Entscheidung. In Chemnitz (01.05.; 18:00 Uhr | ab 17:45 Uhr bei Dyn), in Bamberg (03.05.; 18:30 Uhr) und gegen Weißenfels (07.05.; 20:00 Uhr) benötigen die Schwaben mehrere Erfolgserlebnisse, um die Play-In-Qualifikation realistisch werden zu lassen. Die Personallage ist vor dem Gastspiel in Sachsen weiterhin äußerst angespannt – soll aber erneut keinen Ausschlag geben.
Acht bis zehn Spieler umfasst das wortwörtlich letzte RIESEN-Aufgebot, das sich am Mittwochnachmittag auf den Weg nach Chemnitz und von dort nach Bamberg machen wird. Die Gelb-Schwarzen gehen gesundheitlich gehandicapt in die letzten zehn Hauptrunden-Tage, die auch im Vollbesitz aller Kräfte sehr viele Körner und Ressourcen kosten würden. Zur Crunchtime der Saison kommen die Ludwigsburger durchaus zerbröselt daher. Nach Yorman Polas Bartolo (Wade), Jacob Patrick (Mandeln), Johannes Patrick (Ellenbogen) und Jarred Ogungbemi-Jackson (Knie) fällt seit dem Wochenende nun auch noch Booker Coplin aus. Der US-Amerikaner feierte gegen Hamburg sein Comeback, musste nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Jaizec Lottie aber erneut verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Wie die dahingehende Untersuchung zum Wochenstart verdeutlichte, ist auch die(se) Verletzung des 27-Jährigen gravierender: Coplin zog sich eine Knochenfraktur zu, die operativ behandelt werden muss. Der Guard wird aller Voraussicht nach in dieser Spielzeit für Interimsheadcoach Lars Masell keine Kader-Option mehr sein können, wodurch die ohnehin angespannte Situation offensichtlich nochmals verschärft wird. Allerdings wachsen Menschen und Teams auch an ihren Herausforderungen – und die Ludwigsburger präsentierten sich zuletzt sowohl in Göttingen als auch gegen Hamburg herausragend.
Durch die beiden Erfolgserlebnisse belohnten sich die Schwaben nicht nur selbst, sondern sorgten auch für eine Konsolidierung und Verbesserung der tabellarischen (Ausgangs)Lage. Vor den abschließenden vier Hauptrundenpartien haben sich die Barockstädter in eine Situation gespielt, in der sie die Play-Ins aus eigener Kraft erreichen können – dafür aber wohl auch drei Erfolgserlebnisse werden feiern müssen.
„Schauen, wie lange wir das durchhalten“
„Es ist einerseits fantastisch, was unser Team in diesen Tagen leistet, mit welcher großartigen Mentalität es agiert und andererseits natürlich katastrophal, dass mit Booker bereits der fünfte Spieler längerfristig ausfällt. Wir versuchen die Belastung nur irgendwie zu steuern. Wir werden sehen, was die Woche bringt: Wir spielen Donnerstag und Samstag – mit sehr geringem Kader. Ich glaube, man hat zuletzt gesehen, dass die Jungs alles geben. Mal schauen, wie lange wir das durchhalten. Das sind natürlich sehr, sehr schwierige Bedingungen; wir werden das aber wie zuletzt nicht als Ausrede heranziehen“, sagt Masell mit Blick auf das Gastspiel in der Messe Chemnitz.
In der Sachsen-Metropole erwartet die Ludwigsburger, neben einer der stimmungsvollsten Kulissen der easyCredit BBL, eine Mannschaft unter Druck: Chemnitz verlor die vergangenen drei Partien (81:66 @ Heidelberg, 97:95 @ Weißenfels, 81:103 vs. Berlin), wobei das 4:35-Viertel gegen Berlin am Sonntag der Tiefpunkt war. Nach einer schwierigen, ersten Saisonhälfte schien sich der FIBA-Europe-Cup-Champion sich zu konsolidieren, nur um im April wieder an Boden zu verlieren. Aufgrund der tabellarischen Ausgeglichenheit ist für Rodrigo Pastore und sein Team im Hauptrunden-Finale noch alles zwischen Platz 3 und Platz 13 möglich – die Sachsen stehen aber mittlerweile erheblich unter Erfolgsdruck. Erst recht gegen die MHP RIESEN, die mit einem Erfolgserlebnis im Tableau gleichziehen und den direkten Vergleich (69:65 im Hinspiel) gewinnen könnten.
Chemnitz strebt den Restart an
Prägend für die NINERS-Saison sind neben einer immensen Offensiv-Power und durchschnittlich vier zweistellig scorenden Akteuren vor allem personelle Wechsel. Im Positiven kamen mit Jacob Gilyard (wechselte aus Cleveland nach Chemnitz | 11,6 Punkte / 6,4 Assists, 2,5 Rebounds) und Kevin Yebo (München | 14,8 Punkte / 1,6 / 4,3) zwei absolute Unterschiedsspieler, gleichzeitig stehen mit Aher Uguak (Patellasehnenriss), Will Christmas (wechselte nach Limoges) und Eddy Edigin (Weißenfels) auch drei Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung. Verlässliche Größen sind Oliver Nkamhoua (10,5 PpS / 5,1 RpS), Jeff Garrett (9,4 / 6,2), Victor Bailey Jr. (13,9), Jonas Richter (5,2 / 3,1), DeAndre Lansdowne (8,3 / 2,7 RpS / 4,1 Aps) und Nicholas Tischler (6,0) aber ebenfalls reichlich vorhanden – und all diese Akteure werden die Schwaben sicherlich bis zur Grenze des Belastbaren herausfordern.
Allerdings sind die Ludwigsburger genau diese Maximal-Leistung aus den vergangenen Partien bereits gewohnt, sie wissen, dass sie mit dem verbliebenen Mannschaftskern allumfassend ans Optimum kommen müssen, um siegfähig zu sein. In Vechta, in Göttingen und gegen Hamburg gelang dies dank herausragendem Einsatz, großartigem Teamplay und einer immensen Resilienz. In Rostock verpassten die MHP RIESEN knapp und gegen Berlin deutlich den Sieg – nun möchten sie bei der nächsten Auswärtstournee erneut positiv überraschen, sich selbst überzeugen und auf den gefeierten Befreiungsschlag gegen die Veolia Towers auch im (Süd)Osten siegen. Eine größere Herausforderung ist kaum möglich, gleichzeitig sind die Gelb-Schwarzen aber der perfekte Herausforderer.
Text: MHP RIESEN Ludwigsburg