Stille Helden des Sports: Achim Brutschin (DjK Ludwigsburg)
Am 11. November 2018 änderte sich für Achim Brutschin alles. Während er als Schiedsrichter das Fußballspiel Ditib JSK Ludwigsburg gegen den TV Neckarweihingen in der Kreisliga B leitete, erlitt der Ludwigsburger auf dem Spielfeld eine Hirnblutung. Seitdem ist der 51-Jährige stark beeinträchtigt. Trotzdem ist er so gut es geht weiterhin ehrenamtlich bei seiner DJK aktiv. Achim Brutschin ist ein echter „Stiller Held“, dessen Geschichte wir euch hier erzählen möchten.
Autor:Lara Auchter
„Es war wahrscheinlich eine Mischung aus zu hohem Blutdruck, Stress und Überanstrengung. Ich habe innerhalb von drei Tagen mehrere Spiele gepfiffen und war zwischendurch noch als Betreuer tätig. Ich war von Beruf Bäcker und musste auch sehr früh aufstehen. Wenn man dann erst um 22 Uhr ins Bett geht und um drei Uhr morgens aufstehen muss, um zur Arbeit zu gehen, ist es irgendwann zu viel des Guten. Mein Körper hat dann gemeint, jetzt ist Schluss“, erzählt Achim Brutschin zu Beginn unseres Gesprächs.
Dabei begann das Spiel am 11. November 2018 wie jedes andere der zahlreichen Spiele, die der Ludwigsburger zuvor in seiner Karriere als Amateurschiedsrichter geleitet hatte. „Das Spiel verlief normal, und mir ging es gut wie immer. In der 75. Minute ist dann plötzlich meine rechte Hand eingeschlafen und ich habe mich schlapp gefühlt. Daraufhin habe ich das Spiel unterbrochen und meinem Team gesagt, dass ich mich kurz hinlegen muss“, erinnert sich der 51-Jährige, „Danach bin ich ohnmächtig geworden. Das einzige, was ich noch hörte, waren die Sirenen vom Krankenwagen“. Achim Brutschin hatte eine Hirnblutung erlitten, die einen Schlaganfall auslöste.
Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt kam der damals 46-Jährige für fast ein halbes Jahr auf eine spezielle Schlaganfall-Station. „Im Nachhinein habe ich mir dann auch noch die Hüfte und den Oberschenkel gebrochen, weil ich zu schwach war und mich nicht auf den Beinen halten konnte“. Ein großer Einschnitt ins Leben für den ehemaligen Fußballer, der weiter berichtet: „Meine Frau und ich ließen uns kurz danach scheiden. Jetzt wohne ich in einem betreuten Wohnheim, da ich nicht mehr komplett selbstständig bin. Mir wurden mit dem Schlaganfall und seinen Folgen auf einmal beide Füße vom Boden weggezogen und das Leben, das ich kannte, gab es so nicht mehr“, verrät uns der leidenschaftliche Ehrenamtler.
Achim Brutschin musste neu sprechen- und laufenlernen. Normale Bewegungen schienen unmöglich und sind auch heute – fünf Jahre später – noch immer nicht komplett machbar: „Meine linke Seite ist noch gelähmt, mein Arm ist beeinträchtigt und auch den Fuß kann ich nicht richtig bewegen. Wenn ich einkaufen oder in die Stadt gehe, benutze ich einen Rollstuhl, ansonsten habe ich meinen Gehstock bei mir.“
Trotzdem gibt er nicht auf: „Es bringt nichts, mit einer negativen Einstellung durchs Leben zu gehen. Ich genieße jeden Tag, mache das beste aus meiner Situation und helfe immer noch so gut es geht im Verein mit“. Und wie er mithilft – als Streckenposten beim DJK-Lauf, als Betreuer und Kassierer der Fußballmannschaft oder als Ratgeber. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Achim Brutschin nicht auf dem Fußballplatz der DJK Ludwigsburg anzutreffen ist.
Und auch der Verein zeigte, wie sehr man ihn schätzt. Die DJK Ludwigsburg startete zusammen mit Brutschins ehemaligem Verein TSV Grünbühl und seinen Schiedsrichterfreunden eine Spendenaktion. Und auch Achim will weiterhin Leuten helfen und andere Betroffene inspirieren: „Ich möchte Menschen mit gleichem Schicksal zeigen, dass man sein Leben noch genießen kann und man weiterhin einen Wert für andere hat“.
Zum Abschluss will unser Stiller Held noch auf das Thema Schlaganfall-Prävention aufmerksam machen: „Wenn ihr plötzlich hohen Blutdruck habt, Symptome wie Kopfschmerzen, Nasenbluten oder Taubheitsgefühle aufweist, geht bitte direkt zum Arzt. Und bitte lasst euch regelmäßig durchchecken“.