Von dieser Ausgangslage haben die Handballfans an Enz und Metter zu Beginn der Saison geträumt. Woche für Woche darf die SG BBM Bietigheim ihre Tabellenführung in der 2. Liga verteidigen. Die Aufgabe am 13. Spieltag beim Tabellenvierten TuS N-Lübbecke (Samstag, 18 Uhr) wird nicht einfach.

Co-Trainer Sebastià Salvat gibt aktuell den Ton an bei den Bietigheimer Handballern – zumindest solange sein Chef Iker Romero noch ohne Stimme ist. Der frühere spanische Weltklassespieler dirigiert zwar mit vollem Körpereinsatz das Trainingsgeschehen, aber verbal da ist der 43-Jährige in dieser Woche mit Stimmproblemen außer Gefecht gesetzt. „Lübbecke hat eine ganz starke Mannschaft“, sagt deshalb Salvat zum kommenden Gegner. „Eine schwere Aufgabe, aber welches Spiel ist schon einfach in dieser Liga.“ Wenn so viele Teams im vorderen Drittel der Liga handballerisch auf Augenhöhe agieren könnten, dann komme es auf die Mentalität und auf die Einstellung an, die man als Kollektiv an diesem Tag abrufen könne. Und darin sieht der promovierte Sportwissenschaftler wie sein Cheftrainer auch eine der Stärken seiner Mannschaft und einen entscheidenden Grund dafür, dass Bietigheim das Tableau aktuell anführt. Der jüngste 35:34-Heimerfolg über Elbflorenz Dresden unterstreicht das.

In einem Punkt erleben die Bietigheimer Handballer am Samstag ihr Déjà-vu. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen gastieren die Schwaben in der Merkur Arena in Lübbecke. Gegner ist diesmal nicht GWD Minden, sondern die eigentlichen Hausherren vom TuS N-Lübbecke, die in dieser Saison bislang die Nase vorn haben im „Mühlenkreis“. Anders als Anfang November bewältigen die Schwaben die Anreise nach Ostwestfalen diesmal nicht in einem Rutsch, sondern mit einem Zwischenstopp in der Nähe von Kassel. Schon am Freitag macht sich der Enztal-Tross nach einem abschließenden Training auf den Weg, bis auf den verletzten Max Öhler und Niklas Michalski mit voller Kapelle. Der 20-jährige Michalski ist in diesen Tagen bei seinem Stammverein den Rhein-Neckar Löwen gefordert, da National-Rechtsaußen Patrick Groetzki ausfällt. Hinter SG BBM-Routinier Christian Schäfer, auch in dieser Saison mit 67/35 Toren erfolgreichster Bietigheimer Werfer, kommt in Lübbecke erneut Jona Bader zum Einsatz.

Die Partie in der Lübbecker Kreissporthalle ist voll von kleinen interessanten Geschichten, wie die von Sven Weßeling, Lukas Süßer, Tom Wolf oder den Genz-Brüdern. Positive Nachrichten gibt es in dieser Woche von Sven Weßeling. Der Rückraumlinke, der in der Saison 2021/22 das Trikot der SG BBM getragen hatte, hat seinen Vertrag bei den Ostwestfalen verlängert. Auch Neuzugang Lukas Süsser, 21-jähriger Kreisspieler, hatte sich in derselben Saison schon die Farben der SG BBM übergestreift – von der SG Pforzheim/Eutingen ausgestattet mit einem Zweitspielrecht. In die umgekehrte Richtung ging es für Tom Wolf, der in der Vorsaison vom damaligen Bundesligaabsteiger in den Südwesten der Republik wechselte. Und schließlich ist es das Duell der Brüder Fredrik und Jó Gerrit Genz. Wahrscheinlich treffen beide auf dem Spielfeld häufiger direkt aufeinander, Fredrik im Tor der SG BBM gegen den Kapitän und zweitbesten Werfer des TuS. „Wir zählen immer mit zu den Favoriten“, markiert der ältere der Genz-Brüder das Territorium in der heimischen Merkur Arena. Der letztjährige Tabellenfünfte untermauert mit namhaften Neuzugängen die eigenen Ansprüche, holte unter anderem mit Fynn Hangstein (Eisenach) den Torschützenkönig der 2. Liga.
Mit dem ungefährdeten 22:28-Erfolg beim Dessau-Roßlauer HV zeigten sich die Handballer des TuS zuletzt wieder im Aufwind. Die 27:31-Niederlage daheim gegen den Tabellenletzten EHV Aue sei „ein richtiger Rückschlag“ gewesen, so Cheftrainer Michael Haaß. Mit 15 Punkten, fünf weniger als Tabellenführer Bietigheim, ist N-Lübbecke auf Rang 4 allerdings unverändert gut im Rennen.

Bericht: Bernhard Gaus