Tischtennis gegen Parkinson beim DJK Sportbund Stuttgart

Der DJK Sportbund Stuttgart ist mit 29 Mannschaften und etwa 400 aktiven Mitgliedern einer der größten Tischtennisvereine in ganz Deutschland und vor allem für seine intensive und erfolgreiche Jugendarbeit bekannt. Im Frühjahr 2022 wurde eine Tischtennisgruppe für Menschen mit Parkinson ins Leben gerufen. Die Gruppe findet großen Anklang, denn inzwischen sind bereits 19 Spieler dem Verein als Mitglieder beigetreten. Mit Uwe Kalkhoff hat der Sportbund gar einen der besten an Parkinson erkrankten Tischtennisspieler der Welt aus der Trainingsgruppe hervorgebracht. Bei unserem Besuch beim Training der Parkinson-Gruppe und im Gespräch mit Trainer Steffen Neumann und dem ersten Vorsitzenden Stefan Molsner erfuhr die SPORT.S-Redaktion, wie sich der Tischtennis-Sport positiv auf Menschen auswirkt, die an Parkinson erkrankt sind.

Autor:Nils Arnold

8. Dezember 2022

Die Parkinson-Gruppe beim Training am Freitagabend in der Sporthalle der Ostheimer Grundschule.

Fotos: SPORT.S

„Ich bin bei der Parkinson Tischtennis-WM in Kroatien Zweiter im Doppel und Dritter im Einzel sowie bei den Portugal Open Zweiter im Einzel geworden“, zählt Uwe Kalkhoff stolz die Erfolge seiner ersten Tischtennis-Saison auf. Mit der Einführung der Parkinson-Tischtennisgruppe Anfang 2022 begann auch für Uwe Kalkhoff die Reise in der Tischtenniswelt. „Ich hatte vorher nur mal in meiner Kindheit im Freibad Tischtennis gespielt“, erzählt er. Uwe hat trotz seiner Parkinson-Erkrankung und seiner bislang nur kurzen Zeit im Tischtennisverein auch den Sprung in die Aktiven-Mannschaften des DJK Sportbund Stuttgart geschafft. Aushilfsweise unterstützte er die neunte Herrenmannschaft des Vereins, während die SPORT.S-Redaktion das Training der Parkinson-Gruppe besuchte.

„Die Gruppe entstand mehr oder weniger durch Zufall“, erklärt der erste Vorsitzende des Vereins, Stefan Molsner. „Ein neues Mitglied bei uns erzählte mir, dass sie vorher schon einmal mit drei an Parkinson erkrankten Menschen Tischtennis gespielt hat, die auch einen neuen Verein gesucht haben. Ich habe ihr dann vorgeschlagen, die drei zum Training mitzubringen“, führt er weiter aus.
Zu diesem Zeitpunkt lief beim Verein gerade ein Projekt mit Demenz-Erkrankten, bei dem ermittelt werden sollte, ob Tischtennis die Krankheit bremsen kann. Aufgrund der relativ geringen Teilnehmerzahl der Demenz-Gruppe wurden die neugewonnen Spieler mit Parkinson dort integriert.

Ähnlich wie bei anderen Erkrankungen, kann Sport auch bei Parkinson das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. „Es ist enorm wichtig, dass man in Bewegung bleibt“, bestätigt Uwe Kalkhoff. „Tischtennis verbessert zudem die Hand-Auge-Koordination und es hilft meinem Kopf, da ich mich die ganze Zeit enorm konzentrieren muss“, ergänzt er. Eine Studie der Universität Fukuoka ergab, dass bei zwölf an Parkinson erkrankten Patienten, die einmal in der Woche Tischtennis spielten, signifikante Verbesserungen beim Sprechen, Schreiben, Anziehen, Aufstehen und Gehen sowie in Bezug auf Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Steifheit, Langsamkeit der Bewegung und Handzittern zu erkennen waren.

Steffen Neumann ist einer der Trainer. Jeden Freitag coacht er die Parkinson-Gruppe. „Wir sind meistens so um die zehn bis zwölf Leute und gestalten das Training meist sehr frei. Die Spieler können einfach miteinander spielen. Ich picke mir dann bei jedem Training ein, zwei Teilnehmer heraus, mit denen ich individuell ein bisschen was mache und ihre Fähigkeiten verbessere“, erläutert Steffen Neumann, hauptberuflich Sportkoordinator des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes.

Uwe Kalkhoff