Die Leistungskurve bei den Handballern des HC Oppenweiler/Backnang zeigt nach oben. Auch bei der HSG Nordhorn-Lingen will der Aufsteiger am Samstag (19.30 Uhr, Euregium Nordhorn) ein unbequemer Gegner sein – auch wenn die Favoritenrolle mit Blick auf die Tabelle klar bei den Hausherren liegt.
Die HCOB-Handballer haben es derzeit mit erfolgsverwöhnten Teams zu tun. Der HC Elbflorenz 2006 reiste zuletzt mit der Empfehlung von acht Spielen ohne Niederlage an, und auch die HSG Nordhorn-Lingen dürfte vor Selbstvertrauen strotzen. Die letzte Niederlage – ausgerechnet gegen den HC Elbflorenz – liegt über einen Monat zurück. Seitdem gab es drei Siege für den Ex-Europapokalsieger: gegen den VfL Lübeck-Schwartau, den TuS N-Lübbecke und zuletzt gegen den HSC 2000 Coburg.
Der HC Oppenweiler/Backnang befindet sich hingegen im Annäherungsmodus. Nach der deutlichen Niederlage in Großwallstadt war gegen den HBW Balingen-Weilstetten ein erster Aufwärtstrend zu erkennen, in Dessau war das Team lange Zeit gleichauf und gegen den HC Elbflorenz 2006 war die knappe Ein-Tore-Niederlage enttäuschend, da der HCOB das Spiel auch für sich hätte entscheiden können.
Trotzdem, so Coach Tobias Klisch, habe diese Partie deutlich gemacht: „Wir haben zu Hause und mit diesen Zuschauern im Rücken gegen die meisten Teams der Liga eine Chance, wenn wir emotional und kämpferisch an unsere Grenzen gehen.“ Er wertet es als „das richtige Signal, dass wir konkurrenzfähig sind. Wir haben da phasenweise wirklich guten Handball gespielt.“
Aber klar: Am Ende half alles nichts. Der letzte Wurf blieb ein paar Zentimeter vor der Torlinie liegen, der ganze Aufwand blieb unbelohnt. Deshalb ist für Tobias Klisch auch unstrittig: „Wir brauchen noch mehr Killermentalität.“ Es gehe darum, dem Gegner den sportlichen „k. o.“ zu versetzen. „Wenn wir kurz vor dem Ende nach dem Dresdner Anschlusstreffer wieder zwei Tore vorgelegt hätten, wären denen vielleicht auch einmal die Köpfe heruntergegangen.“ Dafür brauche es noch mehr Entschlossenheit. „Wenn wir die haben, dann bin ich zuversichtlich, dass wir auch bald punkten.“
Vielleicht schon beim langjährigen Erstligisten, im Nordhorner Euregium, einer Kultstätte des Handballsports. Auch wenn es schwer ist, dort zu gewinnen. Der Verein aus Niedersachsen spielt „brutal schnell“, hat Tobias Klisch ausgemacht – man erkenne die Handschrift des Coaches Mark Bult. Dieser ist seit 2024 an der niederländischen Grenze tätig und war zuvor viele Jahre Co-Trainer bei der SG Flensburg-Handewitt, die zu den besten Teams der Welt gehört. „Da hatte er große Einblicke im absoluten Topsegment“, sagt Tobias Klisch und attestiert dem Nordhorner Team neben seiner schnellen Spielweise auch ein „sehr variables Deckungssystem, was für uns die Vorbereitung etwas schwieriger macht. In Summe ist das einfach eine sehr gute Zweitligamannschaft.“
Für den HCOB sind deshalb drei Faktoren wichtig. Erstens: eine gute, engagierte und emotionale Deckung. Zweitens: eine gute Torhüterleistung, „im Idealfall gewinnen wir das Torhüterduell.“ Und drittens: „Wir müssen die Fehlerquote im Angriff geringhalten und wahrscheinlich in den Bereich von 30 Toren kommen. Dafür brauchen wir eine gute Effektivität und die richtige Auswahl an Abschlüssen.“ Zuletzt agierte der HCOB in dieser Hinsicht besser. Tobias Klisch findet: „Man sieht die Entwicklung, und in Nordhorn wollen wir sie fortsetzen – auch weil es ganz wichtig ist, dem Gegner sein Tempospiel nicht in dem Maße zu ermöglichen, wie er es vielleicht haben will.“
Tobias Klisch ist wichtig, dass die Arbeit, die er gemeinsam mit seinem Trainerkollegen Volker Blumenschein seit etwas mehr als einem Monat beim HCOB verrichtet, dazu beiträgt, dass die Mannschaft in der zweiten Liga Fuß fasst. Dass derzeit die Gegner eher oben in der Tabelle anzusiedeln sind, macht die Aufgabe nicht leichter, im Dezember geht es dann (auch) gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Bis dahin ist jeder Schritt wichtig, „deshalb bewerten wir unser aktuelles Vorankommen auch positiv, und wir wollen weiter daran arbeiten, dass man noch deutlicher unsere Handschrift sieht.“
Text: HCOB / Alexander Hornauer