VfB Stuttgart Leichtathletik: Hochkarätige Neuzugänge für 2024
Autor:Ralf Scherlinzky
„Dass wir überhaupt solche hochkarätigen Sportler wie Leo unter Vertrag nehmen konnten, ist ein großer Verdienst unseres neuen Partners MHP. Ich bin jetzt seit 30 Jahren Leichtathletik-Abteilungsleiter beim VfB. In den ganzen Jahren konnten wir nie große Sponsoren gewinnen, mit denen wir unser Potenzial hätten entfalten können. Dass wir jetzt MHP an unserer Seite haben, ist für mich persönlich ein ganz großes Highlight“, strahlt der 68-Jährige.
Konnte der VfB schon 2016 und 2021 jeweils vier Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen und Paralympischen Spielen ins Rennen schicken, so hoffen die Verantwortlichen für 2024 auf sieben oder acht Teilnehmer aus den eigenen Reihen.
Eine zentrale Rolle soll dabei Leo Neugebauer spielen, der noch bis Ende Juni 2024 bei der University of Texas unter Vertrag steht, ab 1. Januar aber für den VfB starten darf. Dass er in Austin, Texas, über 8.600 Kilometer entfernt von Stuttgart trainiert, sieht der Zehnkämpfer nicht als Hindernis an: „Ich bin ja öfter mal in Deutschland und da trainiere ich dann, wie bisher auch schon, in der Molly-Schauffele-Halle am Olympiastützpunkt Stuttgart. Außerdem endet mein Studium in einem halben Jahr. Der VfB ist für mich der perfekte Verein, weil er so nah an meinem eigentlichen Wohnort Filderstadt liegt und die optimalen Trainingsbedingungen für Spitzensportler bietet. Ich freue mich auf eine richtig coole Zusammenarbeit. Das wird der nächste Schritt in meiner Karriere.“
Alina Kenzel berichtet davon, wie sie kurz vor der Qualifikation für Tokio 2021 durch eine Corona-Infektion für zwei Jahre überhaupt keinen Sport treiben konnte. „Ich wurde komplett rausgekickt, meine Karriere hing in der Luft. Da ist es dann umso schöner, wenn man von einem Verein wie dem VfB das Gefühl vermittelt bekommt, dass einem Vertrauen geschenkt wird und dort der Glaube da ist, dass man es wieder an die Spitze schaffen kann.“
Neu beim VfB Stuttgart ist auch Anjuli Knäsche. Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin, Deutsche Meisterin der Jahre 2022 und 2023 im Stabhochsprung, vertrat den Deutschen Leichtathletik-Verband im August 2023 bei den Weltmeisterschaften in Budapest, wo sie mit 4,35 Metern 14. wurde. Primärziel der 30-Jährigen ist die Teilnahme an der EM 2024 im Juni in Rom. „Ich halte es aber auch für realistisch, dass sie sich mit den Olympischen Spielen beschäftigt. Auch wenn die Norm mit 4,70 Metern um 15 Zentimeter über ihrer Bestleistung liegt, hat sie eine Chance, sich über das Punkteranking für Paris zu qualifizieren“, streut Dieter Göggel ein.
Mit Tabea Eitel schließt sich eine hoch talentierte Weitspringerin aus der Region dem VfB an. Die 19-jährige Deutsche U20-Meisterin der Jahre 2022 und 2023 wurde im Sommer in Israel bei der U20-EM Fünfte, nachdem sie zuvor in der Qualifikation mit ihrer persönlichen Bestleistung von 6,59 Metern auf Platz eins gesprungen war. Am Ende hatten ihr im Finale nur zehn Zentimeter zur Goldmedaille gefehlt. „Nachdem ich dieses Jahr mein Abitur geschrieben hatte und vom Siebenkampf fest zum Weitsprung gewechselt bin, kam VfB-Trainer Micky Corucle auf mich zu. Die Perspektiven, die er mir aufgezeigt hat, haben mich überzeugt, dass ich bem VfB ideale Voraussetzungen habe“, sagt Tabea Eitel.
Eine überaus interessante Sportlerin, die in der Leichtathletikszene selbst Insidern noch kein Begriff ist, ist Bera Wierhake. Die 23-Jährige ist siebenfache Weltmeisterin über 400, 800, 1.500 sowie 5.000 Meter im Transplantiertensport. „Ich laufe in Wettbewerben gegen andere Sportlerinnen, die wie ich mit einem Spenderorgan leben“, erklärt die Öhringerin. „Ich habe im Alter von neun Monaten eine neue Leber transplantiert bekommen. Wir alle müssen täglich Medikamente nehmen, die unser Immunsystem so weit nach unten drosseln, dass der Körper nicht mehr merkt, dass wir ein fremdes Organ in uns tragen, das eigentlich nicht zu uns gehört.“
Da transplantierte Sportler:innen weder in den olympischen, noch in den paralympischen Sport passen, führen sie eigene Wettkämpfe durch. „Dort geht es nicht allein um den Sport. Wir feiern dort auch das Leben an sich, da wir ohne Organspende alle nicht mehr da wären. Denn das Leben ist ein Geschenk“, so Bera Wierhake.
Der VfB Stuttgart empfängt die Mittelstreckenläuferin mit offenen Armen, wie Dieter Göggel weiß: „Der Verein steht für Diversität und Vielfalt. So, wie wir in den letzten Jahren unsere Para-Sportler Niko Kappel, Yannis Fischer, Lara Baars, Jonas Winkeler und Helen Groth in unsere Abteilung integriert haben, unterstützen wir jetzt Bera als Leichtathletin des VfB Stuttgart.“
Auch im Jahr 2024 veranstaltet der VfB Stuttgart wieder sein internationales Leichtathletik-Meeting, das Ende Juli 2023 seine Premiere gefeiert hatte. Am 18. August 2024, eine Woche nach der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Paris, wird der VfB im Stadion Festwiese wieder nationale und internationale Spitzen-Leichtathleten begrüßen.