Yannis Fischer – Platz 6 nach langer Leidenszeit
Klar, wenn man 2023 Weltmeister im Para-Kugelstoßen der Klasse F40 (kleinwüchsige Athleten unter 130 cm Körpergröße) wurde und 2024 zu den Paralympics reist, sind sowohl die eigenen Erwartungen als auch der Druck von außen groß. Dies spürte auch Yannis Fischer. Der 22-Jährige vom VfB Stuttgart hätte dennoch locker in den Wettkampf in Paris gehen können, grenzte es doch nach einer mehrmonatigen Verletzungspause aufgrund einer schweren Rückenverletzung fast an ein Wunder, dass er überhaupt dabei sein konnte.Doch Yannis Fischer wäre nicht Yannis Fischer, wenn er ohne Ambitionen nach Frankreich gereist wäre.
Autor:Ralf Scherlinzky
Yannis Fischer im Gespräch mit SPORT.S vor seiner Abreise nach Paris. Foto: Nils Waller
Am Ende standen in Paris für den Weltranglisten-Vierten eine Weite von 10,56 Metern und der sechste Platz auf dem Tableau. Für den Weg, den er hinter sich gebracht hat, ein sehr gutes Ergebnis, für seine eigenen Ansprüche aber zu wenig. Klar, mit seiner persönlichen Bestweite von 11,43 Metern hätte er alle Konkurenten hinter sich gelassen. Dennoch war im Vorfeld lange nicht klar gewesen, ob er überhaupt dabei sein würde.
Aufgrund der Verletzung und des daraus resultierenden Trainingsrückstands reichte es für Yannis Fischer nicht, die für eine direkte Olympia-Qualifikation nötige Weite von 11,03 Metern zu stoßen. „Das war ein ziemliches Nervenspiel“, erinnert er sich an die Monate bis zur Nominierung im Juli. „Insgesamt hatten wir mit dem Deutschen Behindertensportverband in der Leichtathletik zehn Teilnehmer-Slots zur Verfügung. Sieben Athleten hatten die Norm geschafft, also waren noch drei Slots zu vergeben. Um disziplinübergreifend die restlichen Teilnehmer zu ermitteln, wurde nach dem prozentualen Abstand zu Platz drei der Weltrangliste geschaut, und die drei besten Athleten nach dieser Formel durften mitfahren. Ich war der Dritte in dieser Liste und habe damit den letzten Slot bekommen.“
Im Rahmen einer über Zoom gestreamten Pressekonferenz seien die endgültigen Nominierungen der einzelnen Sportarten bekanntgegeben worden, erinnert sich der gebürtige Singener: „Ich hatte mir schon ausgerechnet, dass es reichen müsste, aber sicher kann man sich dann doch erst sein, wenn man offiziell nominiert wurde. Als dann mein Name fiel, war die Erleichterung und Freude extrem groß. Ich muss sagen, ich habe mich diesmal auch mehr gefreut als damals, als ich für Tokio nominiert wurde. 2021 hatte ich keine Erwartungen, und diesmal war schon ein extremer Druck da.“
Bei seinen ersten Paralympics hatte noch Stille im Stadion geherrscht, da keine Zuschauer erlaubt waren. „Im Olympischen Dorf mussten wir damals Masken tragen und es gab keinen Kontakt zu den Athleten der anderen Nationen. Das war jetzt in Paris anders. Ich habe die tolle Atmosphäre, die vielen Leute und die Stimmung regelrecht aufgesaugt. Das möchte ich unbedingt nochmal erleben, und dann im Idealfall mit einem besseren sportlichen Ergebnis“, grinst Yannis Fischer. Mit 22 Jahren ist er noch jung und hat – zumindest theoretisch – noch zwei, drei Paralympische Spiele vor sich