Am 4. Spieltag der FIBA-Europe-Cup-Gruppenphase unterliegen die MHP RIESEN Ludwigsburg erstmals auf internationalem Parkett. Bei den Caledonia Gladiators sind die Schwaben bis ins dritte Viertel hinweg das deutlich bessere Team, führen insgesamt mehr als 37 Minuten, verspielen aber eine 19-Punkte-Führung und unterliegen nach fehlerbehafteter Schlussphase 71:73.

Mit dem nach Frankfurt nach- und East Kilbride mitgereisten Headcoach John Patrick, dem zusätzlich in den Kader gerückten AJ Pacher III und viel defensivem Druck starteten die MHP RIESEN anfänglich durchaus gut ins zweite internationale Auswärtsspiel. In East Kilbride verdeutlichte Nationalspieler Patrick Whelan zwar seine, im Hinspiel vermissten, Qualitäten, nach einer etwas knapperen Anfangsphase (5:5, 3. Spielminute) setzten sich die Gäste aber ab. An der Freiwurflinie waren sie konsequent und in der Verteidigung gallig, beim Rebounding und den Feldwurfquoten offenbarten sie derweil aber Mängel und/oder müde Beine (18:22, 10.).

Erst im zweiten Spielabschnitt fanden die Ludwigsburger besser ins Spiel. Die Hereinnahme von Brandon Tischler, der sich direkt mit zwei guten Defensivplays und Punkten einfügte, machte sich bezahlt, die Patrick-Schützlinge stellten auf +10 und zwangen Gareth Murray zu einer weiteren Auszeit. Nachhaltige Wirkung sollte dieser aber nicht entfachen. Die Ludwigsburger klauten zwar 14-fach den Ball, haderten aber weiterhin mit der Trefferquote (30,6 FG%) und ausgelassenen Chancen (29:40, 20.).

19-Punkte-Führung nicht ‚ins Ziel‘ gebracht

Unmittelbar nach der Rückkehr aus den Katakomben der PlaySport Arena erlebten Ezra Mañjon und Co. ihre beste Phase. Nach dem dritten persönlichen Foul von Jonas Wohlfarth-Bottermann legte der quirlige Mañjon einen persönlichen 5:0-Lauf aufs Parkett, der insgesamt in einer deutlicheren Führung kulminierte. Ludwigsburg erspielte sich einen 19-Punkte-Vorsprung, und war, trotz müden Beinen und verkürzter Rotation, deutlich besser. Doch der beste Schotte des Abends, Whelan, sorgte mit zwei Dreiern für eine Rückkehr von Kulisse und Selbstbewusstsein. Während die Ludwigsburger sichtbar nachließen, sich immer wieder in Einzelaktionen verstrickten, blieben die Hausherren gemeinschaftlich am Drücker. Allen voran aus der 6,75-Meter-Distanz erwischten sie einen guten Tag, trafen insgesamt 13 ihrer 21 Würfe (61,9 3P%), waren nach drei Vierteln aber dennoch deutlich hinten (48:60, 30.).

Doch obwohl die Ludwigsburger die Partie zumindest über den Spielstand kontrolliert hatten und insgesamt zumeist die richtigen Entscheidungen getroffen hatten, gelang im Schlussabschnitt gar nichts mehr. Neben Whelan war auch Toto Fagbenle für die Gelb-Schwarzen nun nicht mehr zu stoppen. Die Schotten kamen Punkt um Punkt heran, Ludwigsburg verpasste es, das Momentum an sich zu reißen, sondern war an diesem Abend zu limitiert, um die Partie konzentriert zu Ende zu bringen. Stattdessen passierte das, was alle Hausherren erhofft hatten und die Gäste befürchten mussten: Die Gladiators drehten die Partie auf den Kopf. Ein Whelan-Dreier samt Foul sorgte 24 Sekunden vor dem Ende für die Wende, die doppelt nochmals wackelte. Fagbenle verpasste an der Freiwurflinie die Entscheidung, Maldonado im Gegenzug – nach einem insgesamt soliden Abend an der Freiwurflinie – Ausgleich und Wendepunkt, sodass die herablaufende Uhr die Entscheidung mit sich brachte. Zu Gunsten der Caledonia Gladiators.

Für die MHP RIESEN Ludwigsburg ist die 71:73-Niederlage nicht nur die erste Pleite im FIBA Europe Cup, sondern auch der erste Rückschlag nach zuletzt vier siegreichen Partien in Serie. Die Gelb-Schwarzen bleiben Tabellenführer von Gruppe H, verpassen es aber, ihre Ausgangslage in Richtung potenziellem Top-16-Weiterkommen zu verbessern. Bevor sie dahingehend die Sache im Heimspiel gegen KB Trepça (05.11.; 19:30 Uhr) etwas korrigieren können, steht die Rückkehr in heimische Gefilde und ebenda am Samstag ein Heimspiel auf der Agenda: Vechta gastiert am Samstag (02.11.; 20:00 Uhr) in der MHPArena.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg