Der Sieg geht an den TuS Ferndorf, aber das Duell ist offen. Der HC Oppenweiler/Backnang zeigt im Aufstiegsspiel zur zweiten Bundesliga eine starke zweite Halbzeit, kämpfte sich auf 31:34 heran. Deshalb reist die Mannschaft von Trainer Daniel Brack trotz Niederlage mit realistischen Erfolgsperspektiven zum Rückspiel beim TuS Ferndorf. 700 Zuschauer in der rappelvollen Gemeindehalle sahen ein intensives und leidenschaftliches Duell.

Von Alexander Hornauer

HCOB-Coach Daniel Brack meinte nach dem nervenaufreibenden Match: „Trotz der Niederlage bin ich nicht unzufrieden, denn das Ergebnis lässt uns für das Rückspiel alle Chancen offen.“ Gästecoach Ceven Klatt war auch nicht unglücklich, „für uns ist das eine gute Ausgangslage.“ Es waren die verschiedenen Sichten auf den gleichen Fakt: der TuS Ferndorf nimmt drei Tore Vorsprung mit nach Hause. Und klar, drei Tore müssen in Ferndorf erst einmal aufgeholt werden. Der Staffelsieger aus dem Süd-Westen zeigte große spielerische Klasse und machte deutlich, warum er auch nach nun 31 Meisterschaftsspielen bundesweit die einzig unbesiegte Drittliga-Mannschaft dieser Saison ist. Aber drei Tore können schnell kippen. Ein guter Start ins Spiel, starke Phasen während der Partie – und es kann richtig eng werden.

Der HCOB zeigte im Hinspiel großer Leidenschaft und Emotionalität. Die Mannschaft hatte in der ersten Halbzeit zahlreiche guten Chance, „aber da haben wir zu viele freie Würfe vergeben, vor allem von den Außenpositionen“ (Daniel Brack). Oft war Endstation beim Ferndorfer Torwart Lukas Puhl, der starker Rückhalt seines Teams war. In einigen Situationen hätte man sich beim HCOB die Dynamik von Elias Newel gewünscht, aber der Juniorennationalspieler musste verletzt passen. Bei den Ferndorfern, die im Angriff sehr strukturiert spielten, ragte Marvin Mundus als Torschütze heraus. Er hatte am Ende zehn Treffer erzielt. In der Schlussphase der ersten Halbzeit war er kaum zu bremsen. Die Gäste führten beim Seitenwechsel mit 17:12.

In der zweiten Spielhälfte spielte der HCOB im Angriff mit viel Druck. Gästecoach Ceven Klett befand, „dass uns die zuvor so gute Abwehr- und Torwartleistung in der zweiten Halbzeit gefehlt hat.“ Die Murrtaler mussten gegen die nicht zimperliche Ferndorfer Abwehr weiter hart für jedes Tor kämpfen. Aber sie schafften es, gute Wurfsituationen zu generieren und auch zu nutzen. Die Murrtaler hatten mehr Wurfglück, ein paar Abpraller und Torerfolge im zweiten Versuch – ein Indiz für großen Einsatz. In der Verteidigung sorgte Torwart Levin Stasch mit Paraden für Aufbruchstimmung. Der HCOB kämpfte sich nach sechs Toren Rückstand heran. Tim Dahlhaus machte ein gutes Spiel, setzte sich entschlossen durch. Aus sechs Toren Rückstand machten die Gastgeber ein 22:24, nach einem Kontertor von Niklas Diebel wackelten die Wände.

Gästecoach Ceven Klett nahm nach 45 Minuten eine Auszeit. Die verlieh seinem Team Stabilität, es konnte sich wieder ein bisschen Luft verschaffen. Der HCOB vergab zwei Siebenmeter, ausgerechnet in dieser wichtigen Phase. Aber die Mannschaft ließ nicht mehr locker und Ferndorf nicht erneut wegziehen. Die Hausherren überzeugten durch einen guten Mix aus spielerischen Lösungen und Entschlossenheit. Trainer Daniel Brack fand: „In der zweiten Spielhälfte hatten wir dann eine herausragende Angriffsleistung und sind dorthin, wo es weh tut.“ Und weil die Murrtaler in Person von Geburtstagskind Philipp Maurer (34) auch das letzte Wort hatten und auf 31:34 verkürzten, war zwar das Spiel verloren – das Duell als solches aber geht mit Spannung ins zweite Aufeinandertreffen.

Der routinierte Torwart Jürgen Müller jedenfalls gab sich gleich nach Spielende kämpferisch: „Das kann man aufholen. Nach dem Spielverlauf heute müssen wir mit dem Ergebnis zufrieden sein, aber es lässt uns alle Chancen – und genau so gehen wir das Rückspiel auch an.“ Seine unerschrockene Haltung begründet er auch damit, „dass wir uns im Laufe des Spieles gesteigert haben, und das macht Mut.“

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HCOB-Trainer Daniel Brack: „Trotz der Niederlage bin ich nicht unzufrieden, denn das Ergebnis lässt uns für das Rückspiel alle Chancen offen. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele freie Würfe vergeben, vor allem von den Außenpositionen. In der zweiten Spielhälfte hatten wir dann aber eine herausragende Angriffsleistung und sind dorthin, wo es weh tut.“

TuS-Trainer Ceven Klatt: „Es war ein tolles Spiel in toller Atmosphäre. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und konnten uns durch Abwehr und Torwart absetzen – das hat uns in der zweiten Halbzeit dann aber gefehlt. Im Angriff war es insgesamt ein sehr gutes Spiel mit 34 Toren auswärts, wir haben damit eine sehr gute Ausgangslage.“

Rund ums Spiel

Der Sieger aus dem Duell zwischen dem HCOB und Ferndorf trifft entweder auf den TV Emsdetten oder den MTV Braunschweig. Im ersten Spiel legte Emsdetten zwei Tore Vorsprung vor. Die HSG Konstanz, Staffelsieger im Süden, holte bei der HSG Krefeld Niederrhein ein Remis (22:22), verspielte aber eine deutliche Pausenführung. Außerdem siegte der HC Empor Rostock mit fünf Toren Vorsprung gegen den HC Eintracht Hildesheim.

Verletzungsungewissheit herrscht bei Axel Goller, er musste im Laufe des Spieles angeschlagen runter. Auch Timm Buck ging nach rund 35 Minuten mit schmerzverzehrtem Gesicht vom Feld, kehrte aber noch im Laufe der Partie zurück.

Der HCOB glaubt an seine Chance

Die Aufgabe ist nicht einfacher geworden, aber die Chance ist da. Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang gehen am Sonntag (16.30 Uhr) nur mit drei Toren Rückstand ins Halbfinal-Rückspiel der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga. „Wenn wir eine Topleistung bringen und der TuS Ferndorf ein wenig ins Straucheln kommt, dann können wir was reißen“, sagt Trainer Daniel Brack. „Ich glaube daran.“

In Spiel eins zeigte der TuS Ferndorf am Donnerstag in der Gemeindehalle, warum er Deutschlands einzig unbesiegter Drittligist dieser Saison ist. Eine gute Abwehr, ein gutes Zusammenspiel im Angriff, der Sieger der Staffel Südwest legte einen überzeugenden Auftritt hin. Der Club aus dem Siegerland geht mit Vorteil ins zweite und entscheidende Spiel des Halbfinals. Trainer Daniel Brack fand, „dass es ein absolutes Topspiel war, mit guten Schiedsrichtern, tollen Zuschauern, ein Match auf einem sehr guten Niveau.“

Dazu trug auch sein Team bei. Der HCOB hielt nicht nur mit, die Mannschaft setzte eigene Akzente. „Ich finde, trotz Niederlage haben wir eines unserer besten Saisonspiele gemacht“, urteilte Trainer Daniel Brack. „Es war kämpferisch und emotional eine starke Leistung. In der zweiten Halbzeit haben wir im Angriff und im Tempospiel herausragend gut gespielt.“ Dem Coach gefiel, „dass wir den Ferndorfern die eine oder andere Sache weggenommen haben“, die sonst zum funktionierenden Repertoire des Ex-Zweitligisten aus dem Siegerland zählt. „Die Ferndorfer hatten dann zwar die Qualität, andere Lösungen zu finden“, aber der HCOB etablierte sich in Durchgang zwei als unbequemer und hartnäckiger Gegner. Zugleich gelang es, einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand wieder einzudampfen, auf drei Tore heranzukommen – und „deshalb sind wir in Ferndorf nun zwar der Außenseiter, aber wir haben unsere Möglichkeiten.“

Zwei Trainingstage stehen den HCOB-Handballern zur Verfügung, um neue Kräfte zu tanken und an den kleinen, aber entscheidenden Stellschrauben zu drehen, die in Ferndorf eine sportliche Überraschung ermöglichen sollen. „Wir waren bei den Kreuzbewegungen der Rückraumspieler Janko Kevic und Marvin Mundus zu passiv“, findet der Coach – weshalb sich Zweitgenannter mit zehn Toren auch zum erfolgreichsten Werfer der Partie aufschwang. Darauf gilt es sicher besser vorzubereiten, ohne dabei andere Aufgaben zu vernachlässigen. Im Angriffsspiel kann sich Daniel Brack vorstellen, „dass wir im Tempospiel noch zulegen können.“ Wichtig wird sein, die Partie in Ferndorf offen zu halten oder im besten Fall von vorne zu gestalten.

Fürs Weiterkommen braucht der HCOB einen Sieg mit vier Toren Unterschied. Drei Treffer Differenz können auch reichen, wenn die Murrtaler 35 oder damit mehr Auswärtstore als die Ferndorfer am Donnerstag erzielen. Endet die Partie wie das Hinspiel, nämlich mit einem 34:31-Auswärtssieg der Gastmannschaft, dann treffen sich beide Teams zu einer dritten Begegnung. Gespielt wird in der Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal, die mit 1400 Zuschauern ausverkauft sein wird.