Der Knoten ist jetzt auch vor heimischem Publikum geplatzt. Aufsteiger SG BBM Bietigheim hat gegen Hannover-Burgdorf den ersten Heim-Zähler geholt und hat am Donnerstag (19 Uhr) Appetit auf mehr, wenn der SC DHfK Leipzig in die EgeTrans Arena kommt.
„Wir haben noch lange nicht genug“, sagt Moritz Strosack am Samstag nach dem 28:28-Unentschieden gegen den Tabellenzweiten. „Das war ein sehr gutes Spiel von uns, das wir auch hätten gewinnen können. Jetzt wäre es das Optimale, wenn wir gegen Leipzig den ersten Heimsieg nachlegen könnten.“ Wobei auch mit etwas Abstand die Frage, wie der eine Punkt zu bewerten ist, noch nicht abschließend geklärt ist. „Am Ende war es ein gewonnener Punkt, aber wenn man unsere letzten fünf Minuten betrachtet vielleicht auch ein verlorener“, sagt Strosack angesichts einer Zwei-Tore-Führung in der Schlussphase des Spiels.
Der Rechtsaußen stand in der vergangenen Saison noch im Kader des kommenden Gegners, hat jedoch einen Großteil der Spiele in Leipzig nach einer Knieverletzung verpasst. Der 25-Jährige löste seinen Vertrag auf und schloss sich dem schwäbischen Aufsteiger an. Anfangs noch durch die Folgen einer Meniskus-OP ausgebremst, zeigt der sportlich in der Ortenau beim TuS Altenheim und bei HBW Balingen-Weilstetten aufgewachsene Linkshänder jetzt seine Qualitäten, steht bei 27 erzielten Toren und einer herausragenden Wurfquote von fast 85 Prozent, Bestwert bei der SG BBM. „Es läuft gerade super für mich“, freut sich der Flügelspieler, „ich will jetzt natürlich auch gegen Leipzig ein gutes Spiel machen und der Mannschaft helfen.“
Es ist gar nicht so lange her, dass die SG BBM und der Sportclub Deutsche Hochschule für Körperkultur zu Leipzig noch in der 2. Liga gegeneinander um die Punkte kämpfen. Der SC DHfK feiert heuer seine zehnjährige Zugehörigkeit zur deutschen Topliga. In der jüngeren Handballgeschichte startete der vielfache frühere DDR-Meister von 2011 bis 2015 im Unterhaus, ehe Leipzig – ein Jahr nach der SG BBM – zum Sprung in die Erstklassigkeit ansetzte. Im Gegensatz zur SG BBM hatten sich die Sachsen-Handballer nach dem Aufstieg dauerhaft oben etabliert.
Alle fünf Saisonsiege holte die Mannschaft des isländischen Cheftrainers Rúnar Sigtryggsson in der heimischen Arena. Auswärts warteten bislang die schweren Gegner wie Berlin, Lemgo, Magdeburg und Flensburg-Handewitt. Deshalb machen in Leipzig die fehlenden Auswärtserfolge auch noch keinen nervös. Eher ist ein aktueller Verletzungsausfall beim SC DHfK das bestimmende Thema. Der prima in die Saison gestartete Matej Klíma fällt nach einer schweren Knieverletzung für den Rest der Saison aus. Für den tschechischen Halblinken wurde kurzfristig ein Ersatz gefunden. Der 27-jährige Schwede William Bogojevic vom ungarischen Spitzenklub Pick Szeged ist ab sofort spielberechtigt.
Spannend ist die zukünftige Entwicklung auf der Torhüterposition beim SC DHfK. Dort sorgt Domenico Ebner mit seinen Paraden für Schlagzeilen. Der italienische Nationalkeeper spielte von 2016 bis 2019 im Trikot der SG BBM, ehe die 1. Liga ihn entdeckte und der inzwischen 30-Jährige über Hannover-Burgdorf nach Leipzig kam. Aber „Ebo“ steht nicht alleine im Rampenlicht, das teilt er sich mit Kristian Sæverås. Fest steht indes jetzt schon, dass Norwegens National-Torsteher zur nächsten Saison Platz machen wird für den tschechischen National-Keeper Tomáš Mrkva, der vom THW Kiel wechselt.
Prunkstück ist selbst nach dem Klíma-Ausfall der eingespielte Leipziger Rückraum. Mit Franz Semper und Viggó Kristjánsson (Island) ziehen zwei Nationalspieler im rechten Rückraum ihre Kreise. Der zweite aktuelle deutsche Auswahlspieler, Luca Witzke, teilt sich die Spielmacherposition mit Trainersohn Andri Már Rúnarsson. Mit dem 20-jährigen 2,07m großen Leipziger Eigengewächs Friedrich Schmitt und den Abwehrspezialisten Simon Ernst und Marko Mamic stehen weitere Rechtshänder für die Rückraumpositionen zur Verfügung.
„Der Ausfall von Matej Klíma ist ein herber Verlust, abgesehen davon ist Leipzig jetzt wieder voll besetzt“, schätzt Moritz Strosack die personelle Situation beim aktuellen Gegner ein. „Das wird ein knackiges Ding für uns, weil Leipzig eine super Mannschaft hat. Wir werden aber weiter jedes Spiel angehen, als wäre es das entscheidende für uns.“
Bericht: Bernhard Gaus