Dieser Sieg ist ganz wichtig für die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang. Das 29:28 beim TuS Fürstenfeldbruck, einem ambitionierten Mitbewerber um die Spitzenplätze der Dritten Liga, ist auch emotional voller Bedeutung. Kleinigkeiten entschieden die spannende Begegnung für die Gastmannschaft, die kämpferisch überzeugte, im Angriff sehr gute Phasen hatte und sich in den entscheidenden Momenten auf ihr Torhüterteam verlassen konnte.

Von Alexander Hornauer

In einem Punkt waren sich beide Trainer nach dem Spiel einig: Der Sieg der Gäste war knapp, aber verdient. Dass Fürstenfeldbrucks Coach Martin Wild ergänzte, dass für sein Team ein Remis ebenfalls verdient gewesen wäre, war eine zulässige Sichtweise. Unterm Strich hatten sich die Gäste diese eine Tor mehr jedoch verdient. Die HCOB-Handballer lagen in der gesamten Begegnung nur einmal im Hintertreffen, beim 0:1 nach 37 Sekunden. Sprich: sie gestalteten die Begegnung durchwegs von vorne. Sie hätten einen höheren Vorsprung herauswerfen können, drei oder vier Tore statt nur eins oder zwei. Dann wäre es vielleicht nicht auf die letzten Spielsituationen angekommen. Dass es doch so kam, ist aber kein Nachteil: den Sieg nach so spannenden Momenten einzufahren, verlieh ihm unter emotionalen Gesichtspunkten eine besondere Komponente. Die HCOB-Handballer feierten ihn ausgelassen mit einer großen Zahl an Fans, die ins Münchner Umland gereist waren.

Aber der Reihe nach: Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild vermeldete unter der Woche eine Krankheitswelle und war vermutlich glücklich, als doch fast alle Akteure einsatzbereit auf der Platte standen. Allerdings fehlte Abwehrexperte Tobias Prestele. „Er ist bei Fürstenfeldbruck ein emotionaler Leader“, machte HCOB-Coach Daniel Brack gar keinen Hehl daraus, dass dessen Fehlen den Gastgebern weh tat. Allerdings erging es den Murrtalern – wenn auch im Zustandekommen anders – ganz ähnlich. Abwehrchef Markus Dangers sah in der vierten Minute nach einem Foul an Jonas Link eine rote Karte. Unstrittig ärgerlich, aber die HCOB-Akteure kompensierten den Ausfall gemeinsam. „Niklas Diebel und Lukas Rauh haben das im Innenblock sehr gut gemacht, und Marc Godon hat auch gute Ansätze gezeigt“, verteilte Trainer Daniel Brack nach Spielende Lob.

Der HCOB lag in der ersten Halbzeit mehrmals mit zwei Toren vorne. Torwart Levin Stasch wehrte mehrere Würfe des TuS Fürstenfeldbruck ab. Im Angriffsspiel tat sich der HC Oppenweiler/Backnang phasenweise schwer. Zu viele Würfe folgen am gegnerischen Tor vorbei, zudem zeigte TuS-Keeper Sebastian Allmendinger eine gute Partie. Die Gastgeber blieben dadurch in Reichweite, zur Pause fiel der HCOB-Vorsprung mit 13:12 angesichts des Verlaufs der Begegnung einen Tick zu schmal aus.

Nach dem Seitenwechsel blieb es spannend. Es fielen mehr Tore. Fürstenfeldbrucks Abwehr gelang es kaum noch, das Tempospiel des HCOB auszubremsen. Allerdings hatte die Heimmannschaft mit der Hereinnahme eines siebten Feldspielers Erfolg und erzielte Tore über den Kreis und die rechte Außenposition. Bedingt durch die Tatsache, dass die HCOB-Handballer weiterhin gute Chancen ausließen, blieb die Begegnung lange offen. In den Schlussminuten hätte sie eine andere Wendung nehmen können. Zweimal offerierte sich den Hausherren die hundertprozentige Torgelegenheit zur Führung. Torwart Jürgen Müller wehrte bei 22:22 aber einen Konter und bei 27:27 einen Siebenmeter ab. Trainer Daniel Brack freute sich, dass beide Keeper in diesem Spiel glänzten. „Im Tor war es vor dem Spiel eine spannende Entscheidung, wer heute anfängt. Levin Stasch hat in der ersten Halbzeit gut gehalten, zum Ende hat Jürgen Müller mit seiner Routine die entscheidenden Bälle weggemacht, das war ein wichtiger Faktor.“
Die entscheidenden Tore, um in den letzten Minuten vollends auf die Erfolgsspur abzubiegen, erzielten die HCOB-Handballer in Unterzahl. Erst traf Martin Schmiedt vom linken Flügel, dann setzte sich Elias Newel drei Minuten vor dem Ende entschlossen zum 29:27 durch. Der junge Rückraumspieler, der aus dem Münchner Raum stammt und die Fürstenfeldbrucker Halle aus dem Jugendfördertraining gut kennt, stand auch in den letzten Aktionen im Fokus. Er vergab 80 Sekunden vor dem Ende, als der TuS wieder auf 28:29 aufgeschlossen hatte, freistehend gegen Torwart Ivan Bilic die Chance zum wohl vorentscheidenden 30. Treffer. Dafür blockte er auf der Gegenseite mit gewaltigem Einsatz den letzten Torwurf des TuS weg – eine gewinnbringende Tat. Fürstenfeldbrucks Coach Martin Wild reklamierte, dass Elias Newel dazu im Kreis abgesprungen sei. Aber es war knapp und die Schiedsrichter hatten anders entschieden. Der HCOB war wieder in Ballbesitz, spielte die letzten Sekunden herunter und freute sich ausgelassen über den Coup im Schlagerspiel.

Stimmen zum Spiel

TuS-Trainer Martin Wild: „Es war ein sehr intensives und temporeiches Spiel. Wir hatten den Fokus darauf, das Tempospiel des HCOB nicht zuzulassen. Mit der Abwehr und dem Zusammenspiel mit dem Torwart war ich in der ersten Halbzeit sehr zufrieden. In der zweiten Halbzeit hatten wir Probleme. Mit dem siebten Feldspieler haben wir uns gute Chancen erspielt und die Begegnung dadurch offengehalten. Am Ende war es ein verdienter Sieg für den HCOB, wobei ein Unentschieden für uns auch verdient gewesen wäre.“
HCOB-Trainer Daniel Brack: „Kleinigkeiten haben das Spiel ausgemacht. Einige Minuten vor dem Abpfiff lag das Momentum beim TuS Fürstenfeldbruck. Dann haben sie den Siebenmeter zur Führung vergeben. Hätte Felix Kerst getroffen, wäre es für uns sehr schwer geworden. Wir wiederum hätten es auch früher entscheiden können, stattdessen kam es bis zum Ende auf jeder Situation an. Im Tor war es vor dem Spiel eine spannende Entscheidung, wer heute anfängt. Levin Stasch hat in der ersten Halbzeit gut gehalten, zum Ende hat Jürgen Müller mit seiner Routine die entscheidenden Bälle weggemacht, das war ein wichtiger Faktor. Nach der Disqualifikation von Markus Dangers hat uns sicher unser emotionaler Leader gefehlt, aber Niklas Diebel und Lukas Rauh haben das im Innenblock sehr gut gemacht, und Marc Godon hat auch gute Ansätze gezeigt.