Die MHP RIESEN Ludwigsburg und die Viertelfinal-Serie im FIBA Europe Cup gehen mit einem 13-Punkte-Rückstand ins entscheidende Duell in der kommenden Woche: Bei JDA Bourgogne Dijon agieren die Schwaben in Halbzeit eins, allen voran aufgrund einer Offensivgala von Ezra Mañjon, solide bis gut. Nach dem Seitenwechsel sind die Franzosen aber deutlich tonangebend und in vielen Belangen überlegen. Den Gelb-Schwarzen geht in der Crunchtime die Kraft aus und die Partie – unnötig deutlich – 75:88 verloren.

Im verhältnismäßig warmen Dijon, dass die Ludwigsburger in den vergangenen Spielzeiten in einer eher zugigen Halle begrüßt hatte, standen ungeplant beidseitig Personalien im Vordergrund: Deane Williams und David Holston wirkten nicht mit, ebenso waren auf RIESEN-Seite Simon Feneberg (überzähliger Doppellizenz-Akteur) und Team-Manager Yannick Rohatsch (krank) nicht mit dabei, sodass Dominykas Pleta und Julis Baumer (nach Knieblessur) ins Aufgebot rückten und Lenny Anigbata in ungewohnter Rolle hinter der Teambank aushalf. Vieles lief ungeplant, auf dem Parkett gelang derweil ein Start nach Maß: Zwei Distanztreffer durch Yorman Polas Bartolo und Ezra Mañjon, sowie offene Würfe von Justin Simon, Joel Scott und doppelt Mañjon brachten die Schwaben direkt ins Laufen und zwangen Laurent Legname früh zur Auszeit (4:14, 4. Spielminute). Auf den Bilderbuchstart fanden vor allem Markis McDuffie und Axel Julien für die Franzosen offensive Antworten. Da der RIESEN-Angriff abgekühlt daherkam, blieb die Führung auf der Gästeseite, war nun aber deutlich weniger komfortabel (22:27, 10.).

Der beste Mann des Spiels, Julien, sollte es auch im zweiten Viertel sprichwörtlich und regelrecht fühlen. Der Mann mit der #61 warf sich in einen Lauf und sorgte für den ersten Führungswechsel der Partie (35:32). Bereits in der 14. Spielminute hatte der Kapitän Dijons 19 persönliche Punkte auf der Habenseite, was die Seinen ganzheitlich anstachelte. Zunächst blieb aber Mañjon um keine Antwort verlegen, was auch die Gelb-Schwarzen beflügelte. In den folgenden Minuten wogte das Geschehen, geschultert durch die beiden Point Guards hin und her, Ludwigsburg ließ aber zunehmend Gelegenheiten ungenutzt, was aufgrund der sichtbar verbesserten Defensive aber noch nicht besonders negativ auffiel – die Barockstädter blieben konzentriert, weitestgehend konsequent und waren zumeist besser. Musste sich nach zwanzig Minuten dann aber doch über drei Dinge merklich ärgern: Scott und Maldonado mussten mit Blessuren ausgewechselt werden und Jean Philippe Dally sorgte per Halbzeit-Buzzerbeater für den Momentum-Wechsel (46:45, 20.).

Keine Kraft, keine Spielkontrolle, keine gute Ausgangsposition

Wesentlich nervöser sollte dann der Wiederbeginn werden: Bis auf Mañjon traf kein Akteur auch nur einen Wurf. Beidseitig waren alle Versuche entweder zu lang oder zu kurz und tippten nur auf den Ring – was Julien nach vier Minuten für Dijon positiv und aus der Distanz auflöste und John Patrick zur Auszeit zwang. Aus dieser kamen Simon per Dunk und Polas Bartolo per Floater, Ludwigsburg aber dennoch als Kürzerer hervor. Angeführt von Christian Sengfelder, Robin Ducote und Ilias Kamardine waren die Hausherren auch weiterhin minimal tonangebend. Die Hausherren erweiterten ihre Rotation exzellent und spielten ihre Qualitäten von der Bank mannschaftsdienlich exzellent aus (61:56, 30.).

Dieser Status quo sollte sich auch im Schlussabschnitt erhalten: Die Gäste kamen zwar immer wieder zu Zählbarem und gefälligen Aktionen, Dijon blieb aber recht souverän in Front und setzte sich mehrfach etwas ab. Die Hausherren waren, sehr zur Freude ihrer Fans, tonangebend, kamen zu Fastbreaks und ebenda zu einfachen Würfen oder nach Offensivrebound zu zweiten Chancen (69:61, 33.). Die MHP RIESEN mühten sich minutenlang vergeblich. Zwar steckten die Barockstädter nicht auf und warfen sich, gerade in Korbnähe, in viele Bälle, das Spielgerät aber zunehmend seltener durch die Reuse. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Gelb-Schwarzen verloren vollends ihre Konzentration, während Dijon zum Spielende spielerisch leicht zu Treffern kam. Die Gäste erlangten keine Kontrolle mehr, waren in dieser Phase chancenlos und brachten sich damit auch um den Lohn einer deutlich besseren Ausgangslage fürs entscheidende Rückspiel (in dem die Ergebnisse beider Partien summiert werden).

Den Ludwigsburgern bleibt nun eine Woche Zeit, um entsprechend zu adaptieren, das Blatt zu wenden und das Viertelfinale erfolgreich zu überstehen. Hierfür haben John Patrick und seine Mannschaft das mögliche Maximum an Vorbereitungszeit: Am Wochenende haben die Gelb-Schwarzen in der easyCredit BBL spielfrei – auf Dijon folgt Dijon und der Showdown in der MHPArena (12.03.; 19:30 Uhr).

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg