Advantage, München.
Im dritten Playoff-Viertelfinal-Duell, dem ersten Heimspiel der Serie gegen den FC Bayern Basketball, kassieren die MHP RIESEN Ludwigsburg in eigener Halle eine 73:84-Niederlage. Vor 3.306 Zuschauer präsentieren sich die Schwaben zwar kämpferisch und können München phasenweise ins Wanken bringen. Zum nächsten Überraschungssieg reicht die Leistung nicht, sodass der FCBB am Freitagabend – gespielt wird erneut in der MHPArena – Serien-Matchball hat. Ludwigsburg kann mit einem eigenen Sieg ein fünftes und entscheidendes Spiel erzwingen.
Für das dritte Match-Up, das erste Ludwigsburg-Duell, hatten sich die Ludwigsburger erneut sportliches Chaos in den bayerischen Plänen vorgenommen. Doch bereits im Vorfeld regierte das Durcheinander auf dem Weg zur MHPArena – die S-Bahn-Linien fielen aufgrund von Personen im Gleis aus, die A81 war unfallbedingt gesperrt, sodass zahlreiche Fans mindestens die ersten Sequenzen innerhalb des RIESEN-Wohnzimmers verpassten. Keinerlei Anlaufzeit benötigten auf dem Parkett derweil die beiden bis dato besten Akteure der Viertelfinal-Serie: Silas Melson und Carsen Edwards sorgten für einen offensiven Start mit Münchner Vorteile (3:6 / 5:10), den der FC Bayern Basketball unter dem Korb veredelte. Devin Booker, der die Anfangsphase dominierte, und Serge Ibaka, der seine Klasse erneut präsentierte, sorgten für Rebounds, Punkte und (Zonen-)Defensive. Bei den MHP RIESEN Ludwigsburg gab’s im Kollektiv derweil zu viele Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Aktionen (10:18, 6. Spielminute). Erst nach einer Auszeit von Headcoach Josh King und drei Freiwurfpunkten von Jonathan Bähre kam insgesamt Spielfluss auf. Doch die Schwaben gestatteten ihren Gästen weitaus zu viele Wurfgelegenheiten und Rebounds, mühten sich vergeblich – blieben aber durch ihre offensive Ausbeute im Spiel (18:26, 10.).
Daran sollte sich auch im zweiten Abschnitt nicht allzu viel ändern. Weiterhin gab’s viel RIESEN-Stückwerk an beiden Enden des Parketts, weiterhin aber viele Melson-Zähler und nun auch offensiven Beistand durch Jaren Lewis, Deion Hammond und Jeff Roberson. Letzterer nahm fortwährend auch das Duell mit Booker auf (und war der bessere Akteur). Doch obwohl die Hausherren einen zwischenzeitlichen 7:0-Lauf aufs Parkett gelegt hatten, konnten sie das Ergebnis nicht verbessern. Edwards, Booker und Leandro Bolmaro, bis dato noch kein Faktor im Viertelfinale, verdeutlichten ihre zweifellos vorhandene Qualität, hielten München in Front (37:45, 20.).
Ludwigsburg ist kurzzeitig dran und dann doch chancenlos
Erst nach dem Seitenwechsel konnten die Gelb-Schwarzen schrittweise das Momentum übernehmen. Roberson war elementar daran beteiligt. Der zweitbeste Scorer legte einen persönlichen Run aufs Parkett, wurde punktend von Eddy Edigin und Lewis unterstützt und konnte sich über den doppelten Ausgleich (47:47 / 49:49) freuen. Zwei Ibaka-Freiwürfe und ein Bolmaro-Lay-Up sorgten jedoch wieder für einen Momentum-Wechsel, den Johannes Patrick kämpferisch ausglich. Der 22-Jährige brachte in seinem Kurzeinsatz (01:39 Minuten) die Energie zurück ins Ludwigsburger Spiel, war omnipräsent und wurde mit Szenenapplaus verabschiedet. Dies galt auch fürs komplette Team, dass sich über den doppelt verpassten Buzzerbeater – zunächst Melson, dann Lewis – zum Viertelende zwar ärgerte, dennoch aber in Schlagdistanz wähnte (53:57, 30.).
Besagte Siegmöglichkeit versuchten beide Mannschaften mit viel Physis im Schlussabschnitt auf ihre Seite zu ziehen. Während München recht humorlos seine Sache gut machte und in Führung blieb, glichen die MHP RIESEN dies mit Leidenschaft und Einsatz aus. Doch ein abgegebener Rebound und ein unbedachtes Foul von Lewis, das als unsportlich gewertet wurde, raubten mitsamt den nachfolgenden Zählern von Elias Harris und Giffey den Ludwigsburger den Fluss. Erst ein Dreipunkt-Treffer von Desure Buie und ein weiterer von Hammond (66:69) verbreiteten Stimmung, gute Laune und Euphorie. Doch auch mit der Stimmung im Rücken gelang die Wende nicht: Ludwigsburg versuchte alles, blieb aber glücklos, München entschied über die eigene Verteidigung das Spiel und machte im Angriff den Ausgang, den 83:73-Erfolg und die 2:1-Serienführung dingfest.
Damit hat der Tabellenerste am Freitagabend und im vierten Viertelfinal-Spiel Matchball im Hinblick aufs Halbfinale. Ludwigsburg kann und möchte diesen, mitsamt der kompletten Halle, abwehren, den Ausgleich erzielen und eine alles entscheidende fünfte Partie – die am Sonntag in München stattfinden würde – erzwingen. Im Falle eines weiteren FCBB-Erfolges wäre die Spielzeit vorzeitig beendet; doch dieser Gedanke wird ausgeblendet. Der Urlaub kann, soll und muss warten.
BBL-Playoffs 4/5: Do or die x 2
Im zweiten Viertelfinal-Heimspiel, dem vierten der Serie gegen den FC Bayern Basketball, erwartet die MHP RIESEN Ludwigsburg endgültig die größtmögliche Herausforderung. Durch den 1:2-Serienstand sind die Gelb-Schwarzen am Freitag (24.05.; 20:30 Uhr) zum Siegen verdammt, um einerseits den Ausgleich sowie ein Entscheidungsspiel zu erzwingen und andererseits das Playoff-Aus und das Saison-Ende abzuwenden. Tickets gibt’s auf allen Kanälen und die Partie live zusätzlich bei Dyn.
Acht Tage nach dem ausgerufenen ‚Finale Grande‘ in den Play-Ins gegen Hamburg steht für die MHP RIESEN Ludwigsburg potenziell ein ‚Finale Grande‘ auf der Agenda – auch wenn im Unterschied zur Vorwoche nicht der Verlierer Sommerpause, sondern nur die Gelb-Schwarzen im Falle einer Niederlage OffSeason hätten. Durch den 84:73-Sieg am Mittwoch hat sich München den Viertelfinal-Vorteil und ein weiteres Heimspiel gesichert; aus schwäbischer Sicht soll ebendieses nicht im Halbfinale, sondern am Sonntag im BMW Park (Tip-Off 19:00 Uhr) stattfinden.
Hierfür braucht’s einmal mehr die in Spiel eins siegbringenden und in den Spielen zwei und drei entscheidenden Faktoren: Rebounds, Wurfquoten, Defensive. In allen bis dato gespielten Duellen agierten die Schwaben in mindestens zweierlei Hinsicht auf Augenhöhe – zumindest die Feldwurfquoten sorgten aber dafür, dass bisher nur ein Viertelfinal-Sieg gelang.
Ganzheitlich beweisen die Schwaben aber, das verdeutlicht auch der optische Test der bis dato 125 gespielten Netto-Minuten, dass der FC Bayern Basketball keinesfalls der unbezwingbare, unumstrittene und unanfechtbare Top-Favorit ist. München ist schlagbar. Auch für Ludwigsburg, auch mit kleiner Playoff-Rotation. Denn Josh King und seine Mannschaft trotzten der Spielplan-Fülle und Gegner-Qualität in den vergangenen Tagen mit Bravour. Silas Melson, Desure Buie, Jeff Roberson und ihre Kameraden gaben alles noch im sprichwörtlichen Tank Verfügbare. Auch im Vorfeld des möglicherweise entscheidenden Match-Ups stellt sich die Frage nach der Belastbarkeit nur sehr bedingt: Mit der Unterstützung der Heimkulisse MHPArena, mit dem Support der eigenen Fans und dem Anspruch an sich selbst gehen die Ludwigsburger morgen Abend erneut und wie schon gegen Hamburg all-in ; der Tag der Entscheidung soll verschoben werden und dann gelb-schwarz gefärbt daherkommen.
Headcoach Josh King: „Unser Team kämpft bis zum Umfallen und das ist alles, worum wir bitten können. […] Am Mittwoch ist es uns nicht gelungen, aber ich bin recht selbstbewusst mit dieser Truppe – ich kenne sie nun schon seit neun Monaten – sie werden am Freitag alles geben, um die Serie am Sonntag zurück nach München zu bringen.“
Ludwigsburg hat sich, das zeigt die bisherige Serie, den Respekt und die Anerkennung für eine gute Spielzeit gegen München (zurück) erspielt und (zurück) erkämpft. Morgen Abend soll’s nun eine Wiederholung des vergangenen Samstags geben. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein (und in der Hand) wird Ludwigsburg Viertelfinalist sein (und bleiben). Alles gesagt, alles analysiert. Gehen wir’s an!
Text: MHP RIESEN Ludwigsburg