Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang haben sich gegen die noch punktlose SG Pforzheim/Eutingen mit 27:24 durchgesetzt. Letztlich zählten die Punkte für den Drittligisten, der Weg zum zweiten Heimsieg war von Schwankungen geprägt. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg war, dass die Gastgeber in der zweiten Halbzeit in 18 Minuten nur zwei Tore zuließen. In dieser Zeit warfen sie den entscheidenden Vorsprung heraus.

Von Alexander Hornauer

Gästetrainer Alexander Lipps wirkte einerseits enttäuscht. Zugleich schien ihn die Leistung seines gemeinsam mit dem TVS 1907 Baden-Baden am Ende des Rankings stehende Teams auch zuversichtlich zu stimmen. Weil mehrere Routiniers kurzfristig ausgefallen, hatte der Dauerbrenner unter den Drittliga-Coaches ein im Durchschnitt junges Team ins Rennen geschickt. Das hielt mit, „wir waren nah dran. Wir haben nur den Turnaround nicht geschafft.“ Er fand „bitter, dass wir zum vierten Mal verloren haben, das war unsere beste Saisonleistung.“ Das macht ihm Mut, auch wenn sich die Mannschaft derzeit im Tabellenkeller wiederfindet.

Und der HCOB? Sammelte den dritten Sieg in Serie ein. Nach den Erfolgen gegen Würzburg und Fürstenfeldbruck punktete die Mannschaft wieder doppelt. Mit 6:2 Punkten ist das Team im Vorderfeld angekommen. Darauf kommt es unterm Strich an. Rein aufs Spiel gegen die SG betrachtet war es für Coach Stephan Just „eine schwere Geburt“. Nicht alles lief rund. Gute Phasen? Gab es. Von Dauer? Waren sie selten. Das Team schaffte es nicht, über einen längeren Zeitraum konstant gut zu spielen und frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. In Durchgang eins gaben die Murrtaler vier Tore Vorsprung aus der Hand. Beim 10:6 nach 20 Minuten sah es vielversprechend aus. „Wir waren nach der Auftaktphase gut im Spiel drin“, fand der Coach. Er stellte aber fest, dass „wir dann zu fahrig mit unseren Chancen sind.“ Die Gastmannschaft nutzte das und glich zum 11:11 aus. Mit Fernwurftoren (Lukas Rauh, Torwart Levin Stasch) verschaffte sich der HCOB Luft. Das 15:13 zur Pause war aber nur ein schmales Polster, zumal die Leistung bis dahin schwankend war.

Ein 0:5-Lauf zu Beginn der zweiten Halbzeit sorgte vollends für sorgenvolle Mienen. Kaum zu stoppen in dieser Phase: der Pforzheimer Juniorennationalspieler Torsten Anselm mit einem Quattrick, vier Tore in Serie. Die Gastgeber taten mit technischen Fehlern, auch beim Anwurf, ihr Übriges dazu. Beim 15:18 schrillten die Alarmglocken. Nicht unverdient sei die Führung für die Gäste in dieser Phase gewesen, analysierte HCOB-Coach Stephan Just hernach. Eine Auszeit war die fast logische Folge. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Gastgeber fanden wieder in die Spur. Stephan Just freute sich über diese Reaktion: „Wir haben uns selbst herausgezogen, weil wir wieder entschlossener agiert haben.“ Die Führung der SG hielt darum nur wenige Minuten. Der HCOB setzte ebenfalls fünf Toren in Serie dagegen, glich damit nicht nur aus, sondern legte wieder eine kleine Führung vor. Das war wichtig, nun war das Momentum auf der Seite der Heimmannschaft. Entscheidend für die umgehende Trendwende: Der HCOB rührte in der Abwehr Beton an. Nur zwei Gegentore in 18 Minuten ließen die Akteure in den grünen Trikots zu, eine starke Bilanz. Der nach 25 Minuten eingewechselte Keeper Levin Stasch sammelte fleißig Paraden, er hielt zudem einen Siebenmeter von Tim Ganz.

Auch wenn die Heimmannschaft einige Chancen ausließ, wuchs der Vorsprung an. Die gute Abwehrarbeit zahlte sich aus. Nach 48 Minuten hieß es 24:20, ein 9:2-Lauf. Danach ging es lange hin und her, ohne dass der Ball erneut mit den Tornetzen in Berührung kam. Die Murrtaler schafften es nicht, den Sack vollends zumachten, SG-Torwart Luca Tschentscher verhinderte mit seinen Paraden das vorzeitige Aus für die SG. Die Pforzheimer blieben im Angriff aber ebenfalls erfolglos und verpassten es so, noch einmal richtig heranzukommen. So lief die Zeit für die Hausherren, die ihren Vorsprung ins Ziel brachten. Tim Buck und Nick Fröhlich sorgten mit ihren Toren kurz vor dem Ende für die endgültige Entscheidung. Am Ende war es der fünfte HCOB-Sieg in Serie gegen die SG Pforzheim/Eutingen. In der Tabelle geht’s langsam in die gewünschte Richtung: hinter dem verlustpunktfreien Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten II belegt der HCOB gemeinsam mit dem TSV Neuhausen/Filder und dem EHV Aue den geteilten zweiten Platz.

Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Wir sind zufrieden, dass wir gewonnen haben. Es war eine schwere Geburt. Wir waren nach der Auftaktphase gut im Spiel drin, sind dann aber zu fahrig mit unseren Chancen. Da müssen wir energischer bleiben. Eine Phase wie nach der Pause darf uns nicht passieren, Pforzheim ist verdient in Führung gegangen. Wir haben uns aber selbst herausgezogen, weil wir wieder entschlossener agiert haben.“

SG-Trainer Alexander Lipps: „Es ist bitter für uns, zum vierten Mal verloren zu haben, das war heute unsere beste Saisonleistung. Wir haben in der Abwehr mehrmals zwischen zwei Systemen hin- und hergewechselt und unseren Gegner dadurch vor Herausforderungen gestellt. Leider haben wir uns ein paar Empty-Net-Goals zu viel eingefangen. So waren wir lange dran, haben nur den Turnaround nicht geschafft.“

Rund ums Spiel
Zum ersten Mal in dieser Saison konnte der HCOB nicht mit komplettem Kader antreten. Linkshänder Luis Foege musste wegen einer Adduktorenverletzung passen. So wurde die Position im halbrechten Rückraum schwerpunktmäßig von Jan Forstbauer sowie von Elias Newel eingenommen.
Bei den Gästen fehlten einige erfahrene Spieler, zum Beispiel Abwehrchef Ingo Catak (35) oder der vom Nachbarn TGS gekommene Kreisläufer Davor Sruk (30). Rein zahlenmäßig lassen sich Ausfälle bei der SG gut kompensieren, weil der Verein mit 25 Sportlern den größten Kader aller Drittligisten benannt hat. In Punkto Erfahrung aber schmerzten die Ausfälle natürlich.
Bereits am kommenden Samstag findet das nächste HCOB-Heimspiel statt. Gegner ist dann Drittliga-Rückkehrer HG Oftersheim/Schwetzingen.