Nach ihrem Kurzaufenthalt samt überzeugendem Heimsieg in der Heimat(stadt) sind die MHP RIESEN Ludwigsburg schon wieder auf Europa-Tournee. In der dritten Partie binnen sechs Tagen gastieren Headcoach John Patrick und sein Team am Mittwoch (15.01.; 17:30 Uhr) in Włocławek. Mit einem Erfolgserlebnis bei den erheblich unter Erfolgsdruck stehenden polnischen Hausherren könnten sich die Schwaben vorzeitig das Playoff-Ticket respektive die Viertelfinal-Qualifikation sichern.
Gut gelaunt, voll fokussiert und weitestgehend gesund hat sich der aktuellen Tabellenführer von Top-16 Gruppe N im FIBA Europe Cup am Dienstag auf den Weg gemacht: Um 07:30 Uhr ging es zum Stuttgarter Flughafen, von dort mit Flug LO372 nach Warschau, ehe die abschließenden 170 Kilometer vom Chopin-Flughafen via Mannschaftsbus gen Nordwesten und nach Włocławek bewältigt wurden. Teil des RIESEN-Reisetrosses sind auch Hunter Maldonado, Jacob Patrick und Kellan Grady. Hinter allen drei Akteuren stand zuletzt ein Fragezeichen, alle drei sind in Polen mit dabei – der Verletzungs- und Krankheitsstatus macht’s möglich. Jarred Ogungbemi-Jackson (Aufbautraining), Dominykas Pleta, Lenny Anigbata (beide angeschlagen) und Julis Baumer (Schule) fehlen, Sonntagsdebütant Simon Feneberg bleibt derweil im Aufgebot.
Die Anwesenheit und Notwendigkeit des Trios (Maldonado / Patrick/ Grady) illustriert die große Herausforderung, die Ludwigsburg in der Hala Mistrzów am Mittwoch erwartet: Die Hausherren von Anwil Włocławek sind zwar weiterhin eine Macht in ihrem Heimatland und Tabellenführer der ORLEN Basket Liga, im FIBA Europe Cup aber erheblich unter Erfolgsdruck geraten. Mit der aktuellen 1:2-Bilanz ist in der in dieser Woche startenden, zweite Gruppenphasen-Hälfte im Top-16 zwar noch alles möglich, nachdem die Polen aber bereits in Ludwigsburg und gegen Charleroi verloren und gleichzeitig gegen die MHP RIESEN bereits ihr letztes Heimspiel bestreiten werden, ist die Ausgangslage für Cheftrainer Selçuk Ernak keinesfalls entspannt. Da zudem seit dem Hinspiel in der MHPArena auch die Siegesserie in der nationalen Liga riss, kommen die ‚Rottweiler‘ nicht unbedingt mit breiter Brust daher. Gleichzeitig ist der Heimvorteil sicherlich ein Faktor und die Qualitäten des Teams unbestritten. Der (Rück)Blick auf den RIESEN-Sieg Anfang Dezember (86:81) illustriert, dass die Ludwigsburger bereit sein müssen, wenn sie den vierten Sieg im vierten Top-16-Spiel feiern möchten.
Das skizzierte Szenario ist verheißungsvoll
Im Hinblick auf das Erreichen des nächsten Zwischenziels, der Playoff-Qualifikation, würde ein Erfolgserlebnis in Kujawien-Pommern bereits die Viertelfinal-Teilnahme sichern. Aufgrund der eigenen Dominanz und der eigenen Ambition möchten die Ludwigsburger aber mehr: Das Viertelfinal-Ticket (mit einem Sieg in Włocławek), der Gruppensieg (mit einem weiteren Sieg in Fribourg) und der Heimvorteil über alle drei Playoff-Runden (mit noch einem weiteren Sieg gegen Charleroi) sind die Zielsetzung. Allerdings gilt weiterhin: Ein Schritt nach dem anderen. Also: Alle Augen in Richtung Mittwoch.
Ebenda treten die Schwaben zu einer ungewohnt frühen Uhrzeit (17:30 Uhr) an, was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Der Blick auf den zurückliegenden Sonntag und den bisherigen Saisonverlauf zeigt: Nachmittagspartien liegen den Gelb-Schwarzen, Abendpartien auf internationalem Parkett aber ebenfalls und das bisher einzige Włocławek-Gastspiel (16.01.2019 | 74:87) wurde auch gewonnen. Falls es also ein gutes Omen benötigt, haben die Patrick-Schützlinge gleich mehrere auf ihrer Seite. Gleichzeitig möchten sich die Barockstädter nicht auf Weissagungen verlassen, sondern auf sich selbst und die eigene Leistung – und die war in den vergangenen Tagen sehr gut.
Viele Faktoren in Włocławeks Offensive
In Charleroi dominierten die Ludwigsburger nach dem Seitenwechsel vollumfänglich, gegen Bamberg waren sie bereits ab dem Sprungball dominant. Auch wenn die Belgier nicht komplett waren und Franken sicherlich keine gute Tagesform mit nach Württemberg brachten: Die vergangenen Tage gehörten zu den bisher erfreulichsten der Spielzeit. Zwei wichtige und wegweisende Erfolgserlebnisse, zwei offensive Brustlöser, zwei Siege, die den weiteren Winter respektive die Zeit bis zur Länderspielpause prägen sollen – bis Mitte Februar stehen wettbewerbsübergreifend noch sieben Pflichtspiele auf der Agenda. Alle sollen gewonnen werden, zunächst aber, auch mit der Gefahr der Wiederholung, erst einmal das nächste.
In und gegen die Polen erwartet die Schwaben ein offensivstarker Kontrahent, der in diesem noch zugegebenermaßen jungen Jahr ungeschlagen ist. Gegen Szczecin (92:78) und bei Dąbrowa Górnicza (77:87) wurde die nationale Tabellenführung verteidigt, zwischenzeitlich Fribourg Olympic Basket (78:72) bezwungen. Wichtigster Mann ist, wie schon im Hinspiel, Kapitän Kamil Łączyński. Der 35-Jährige ist der Denker und Lenker des Spiels. In der MHPArena spielte er starke zehn Assists, gegen Fribourg war er auch selbst und mit 17 Zählern stark. Neben dem Routinier glänzen sechs Akteure, vornehmlich in der Offensive. Namentlich sind dies Justin Turner (12,6 Punkte / 2,8 Rebounds / 3,4 Assists), Luke Petrasek (12,0 / 4,2), Ryan Taylor (10,6 / 2,8), Nickolas Ogendangenda (10,6 / 5,1), Michał Michalak (9,8 / 2,7 / 2,6) und DJ Funderbunk (9,1 / 3,9).
Für Ludwigsburg gilt es also, erneut im Angriff zu überzeugen und den Blau-Weißen auf Augenhöhe zu begegnen oder die Partie über die Verteidigung zu entscheiden. Wobei sich die Ansätze natürlich nicht gegenseitig ausschließen.
Infos
Anwil Włocławek vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Mittwoch, 15.01.2025; Tip-Off 17:30 Uhr
Hala Mistrzów, Aleja Fryderyka Chopina 8, 87-810 Włocławek, Polen
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Text: MHP RIESEN Ludwigsburg