Der HC Oppenweiler/Backnang hat das erste Rems-Murr-Duell beim VfL Waiblingen nach über zehn Jahren gewonnen. Der Tabellenführer setzte sich gestern Abend mit 35:33 beim Aufsteiger durch. Der Sieg war verdient, aber knapp. Der VfL machte nach schwachem Start in der zweiten Halbzeit ein starkes Spiel, kam immer wieder heran, aber nie vorbei. In den entscheidenden Momenten hatte der HCOB immer die richtige Antwort.

Von Alexander Hornauer

Ein Spieler ragte heraus, Niklas Diebel. Der Rückraumspieler traf neunmal ins gegnerische Tor, hatte kaum einen Fehlwurf. „Er hat ein super Spiel gemacht“, lobte ihn Trainer Daniel Brack – auch deshalb, weil der 25-Jährige viel Verantwortung übernahm und dann traf, wenn es seinem Team besonders guttat. Auch VfL-Coach Tim Baumgart attestierte dem Rückraumwerfer ein „überragendes Spiel. Er hat die Höhe, um sich die Ecke auszusuchen.“ Der Waiblinger Keeper Sebastian Rica-Kovac konnte da nicht viel ausrichten. „Für mich lief es heute ganz gut“, freute sich Niklas Diebel. „Am Anfang waren sie im Innenblock recht kompakt und so war dann ein bisschen Platz da. Sie haben das dann schnell umgestellt, aber die Bälle sind zum Glück weiter rein.“

Dass es am Ende der Partie zu Situationen kommen würde, in denen es auf Nervenstärke ankommen würde, zeichnete sich in den Anfangsminuten nicht ab. Der VfL kam im Angriff nicht auf Touren, hatte viele technische Fehler, scheiterte einige Male an HCOB-Keeper Jürgen Müller. Die Gäste konnten den Ball mit einfachen Kombinationen nach vorne spielen und kamen zu freien Abschlüssen. „Wir hatten in der ersten Halbzeit einen super Start“, bilanzierte Daniel Brack, ließ aber das große Aber folgen: „Wir hätten unsere Überlegenheit in einen höheren Vorsprung ummünzen müssen.“ VfL-Trainer Tim Baumgart meinte, dass „wir zu viele Fehler gemacht haben und mit einem Rückstand von drei Toren zur Pause noch zufrieden sein können.“

Sein Team lag anfangs 0:4 hinten, es hätten aber auch zwei, drei Treffer mehr Rückstand sein können. Dass der VfL Waiblingen wieder herankam, war maßgeblicher Verdienst von Evgeni Prasolov. Der Ex-HCOB-Handballer war gegen seinen früheren Club mit sieben Toren (gemeinsam mit Sascha Laurenz) bester Waiblinger Werfer. Beim 7:7 und beim 8:8 war der Aufsteiger gleichauf – aus HCOB-Sicht angesichts der dominanten Anfangsphase zu wenig. Immerhin: Bis zum Seitenwechsel waren es dann wenigstens wieder die drei Tore Vorsprung, die Mut machten, mit denen aber auch die Waiblinger leben konnten. Das 13:16 ließ ihnen Hoffnung auf den großen Coup.

Der Glaube daran beseelte die Waiblinger Mannschaft. „In der zweiten Halbzeit war es ein Spiel auf Augenhöhe“, fand Tim Baumgart. Sein Team entwickelte im Angriff mehr Durchschlagskraft, der HCOB kam dadurch zu selten zu Ballgewinnen und nicht mehr so ins Konterspiel. „Ich habe mir erhofft, dass wir hinten mal wieder einen Ball krallen und durch Konter davonziehen, das hat aber nicht mehr so gut funktioniert“, ärgerte sich Daniel Brack und durchlebte mit seinem Team spannende Minuten, als Waiblingen immer wieder verkürzte und beim 21:21 nochmals ausglich.

Das Gefühl des Gleichstandes sollte dem VfL in den verbleibenden 20 Minuten dann aber konsequent versagt bleiben. Tim Baumgart bedauerte das. Seine Annahme: „Wenn wir einmal in Führung gehen, haben sie beim HCOB viel Druck und werden vielleicht nervös.“ Letztlich war es tatsächlich so: in allen Spielsituationen, in denen die Einheimischen euphorisiert waren, gab es doch wieder schnell einen Dämpfer. „Wir haben vorne eben auch fast alles getroffen“, analysierte Daniel Brack. Zwei Tore ins verwaiste gegnerische Tor brachten Luft, und immer wieder traf Niklas Diebel. Auch Lukas Orlich auf der halbrechten Position machte ein starkes Spiel, zog dynamisch zum Tor und erzielte fünf Treffer.

Trotzdem blieb es spannend bis in die Schlussminute. Ärgerlich aus HCOB-Sicht. Alexej Prasolov traf aus relativ großer Entfernung in Zeitspielnot, das 31:32 zweieinhalb Minuten vor dem Ende. Hier ein Ballgewinn, und die Gäste hätten ihre Fans zumindest eine Schlussminute erspart, in der jeder Fehler einen Punktverlust hätte bedeuten können. Diesen Lapsus leisteten sich die Murrtaler aber nicht, sie spielten es nun clever, unaufgeregt und sicher zu Ende. Erst traf Niklas Diebel, dann Alexander Schmid vom Kreis, und Axel Goller machte per Siebenmeter den Deckel drauf – 35:33. Gewonnen, das Wochenende kann kommen.